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Fidel – Symbol der Hoffnung
Diktatoren nennen Castro einen Diktator, weil er ein Leben lang gegen die Unterdrückung kämpft


Als im August die Nachricht über die Erkrankung des kubanischen Staatspräsidenten Fidel Castro die USA erreichte, kam es zu unwürdigen Jubelszenen unter Exilkubanern in Miami, und auch das Weiße Haus wollte seine klammheimliche Freude nicht verhehlen. In den USA haben die Medien dafür gesorgt, daß nur wenige eine wirkliche Vorstellung davon haben, welche sozialen Errungenschaften Kuba unter Castro erreicht hat, während die Insel weit 1959 der permanenten Blockade seitens Washingtons ausgesetzt ist und seit der siegreichen Revolution von Invasion und Zerstörung bedroht wird. Es ist erstaunlich, wie wenig US-Bürger über andere Völker und Länder wissen, selbst wenn sie so nahe Nachbarn sind wie Kuba. Wenn die USA wirklich Demokratien und nicht Diktaturen unterstützen würden, dann wäre Fidel Castro vielleicht niemals zu einer weltweit bekannten Persönlichkeit geworden.

Der junge Castro hatte nach Abschluß seines Jurastudiums seine ersten politischen Erfahrungen gemacht, als er für den Senat des vorrevolutionären Kuba kandidierte. Er bewarb sich mit seinem Wahlprogramm um einen sitz im Parlament der von Korruption und politischer Repression geplagten Karibikinsel, deren wichtigste Institutionen allesamt von US-amerikanischen Mafia-Clans gekauft waren. Castro sprach sich öffentlich gegen den Ausverkauf seiner Heimat durch korrupte Politiker aus und kritisierte die Presse dafür, daß viele ihrer Journalisten schon mit einem Drink zu bestechen wären. Auch gegen die korrupte Justiz der Batista-Diktatur wetterte der junge Kandidat. Auf Wessen Seite stand damals wohl die US-Regierung? Natürlich auf der Seite von Fulgencio Batista, jenem Diktator, der wegen seines brutalen Regierungsstils berüchtigt war.

Weil er das Unrechtssystem herausforderte, torpedierte das Batista-Regime die Wahl des jungen Castro und erteilte ihm damit die wichtigste Lektion, daß es keine Chance für eine legale Opposition gegen die Diktatur gab. Die USA haben schon immer und auf allen Kontinenten den eigens von ihr eingesetzten Marionetten gegenüber aufrechten Demokraten den Vorzug gegeben.
Wovon wir in den USA auch kaum etwas hören, sind Sabotage und bewaffnete Aktionen gegen Kuba, die man nur als Terrorismus bezeichnen kann. Unter Namen "Operation Pluto", "Operation Mongoose", "Operation JM Wave" haben die USA Bombenanschläge auf Fabriken verübt, den Sturz der Regierung angestrebt, Mordanschläge geplant und ausgeführt, mit dem organisierten Verbrechen zusammengearbeitet, Ernten vernichtet und viele andere kriminelle Akte begangen. Allein 1961 hat die CIA in einem Zeitraum von nur acht Monaten 5.780 Akte von Sabotage und Terrorismus gegen Kuba gerichtet, darunter einige Versuche, den kubanischen Präsidenten zu ermorden.

Der Abschlußbericht des Church Committees, eines US-Senatsausschusses, der unter Vorsitz des Senators Frank Church 1975 die Praxis der US-Geheimdienste untersuchte, weist einige versuchte Mordanschläge auf Fidel Castro nach, in die Mafia-Paten wie Meyer Lansky, John Roselli, Sam Giancana und Santo Trafficante verwickelt waren. Sie alle verfolgten geschäftliche Interessen in Kuba. Vor der Revolution war Kuba als "Mafia-Paradies" bekannt, weil die US-Mafia dort Casinos, Nachtclubs, Bordelle, Banken, Fluglinien, Fernsehsender und Zeitungen betrieb.
Die mit Hilfe der USA forcierte Repression der Batista-Diktatur zwang Fidel Castro und viele Gleichgesinnte dazu, nicht den Weg der bürgerlichen Demokratie, sondern des revolutionären Sturzes der Diktatur zu gehen. Und als Revolutionäre wurden sie zu Internationalisten, die die Befreiungskämpfe überall auf der Welt unterstützten. 1975, als die Armee des rassistischen Apartheidregimes Südafrikas Angola überfiel, war es das revolutionäre Kuba, das 18.000 Soldaten nach Afrika schickte, um das bedrohte Land zu unterstützen. In der Folgezeit schafften es die angolanischen Truppen zusammen mit ihren mittlerweile 36.000 kubanischen Verbündeten, die südafrikanischen Truppen zum Rückzug zu zwingen. Das war das erste Mal in der Geschichte der aggressiven Militärpolitik des Apartheidregimes. Fidel Castro nannte den Entscheidungskampf später die "afrikanische Schweinebucht" – in Anlehnung an den Sieg der kubanischen Streitkräfte über die US-Söldner-Invasion im Jahr 1961. Auch in Afrika waren die USA natürlich auf der Seite der Südafrikaner und vieler anderer brutaler Söldnerarmeen, die gegen die afrikanischen Befreiungsbewegungen kämpften.

Auch wenn Fidel Castro derzeit erkrankt ist, so ist es doch eine Tatsache, daß er und andere Männer und Frauen der kubanischen Führung für das Gute in der Welt gekämpft haben und auf der Seite der unterdrückten und nicht der Unterdrücker, auf der Seite der Befreiung und nicht der Versklavung standen und stehen. Die USA aber standen immer auf der anderen Seite, egal ob wir Vietnam, Chile, Argentinien, Südafrika, Irak oder Palästina als Beispiele für das unsägliche Leid nehmen, das den Völkern dort von verschiedenen US-Präsidenten und ihren Regierungen in den vergangenen fünfzig Jahren durch Ausbeutung und Unterstützung der jeweiligen Diktaturen zugefügt wurde. Wie viele Mord- und Bombenanschläge, gefälschte Wahlen und Stellvertreterkriege sind in den Amtsstuben des Weißen Hauses gegen die Völker der Welt ausgeheckt worden? Deshalb stimmen wir mit unseren kubanischen Freunden in den Ruf ein: Es lebe Fidel! Es lebe die kubanische Revolution" Venceremos!

junge Welt

Mumia Abu Jamal
Übersetzung: Jürgen Heiser
junge Welt 02.09.2006







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