Startseite

FG BRD-Kuba

Cuba Libre

Informationen

Miami 5

Projekte


Termine

Presse

Buchtips

Reisen


Links

Downloads

Impressum


Newsletter anfordern:
Aktuelles über unseren email-Verteiler: e-mail


Exklusivinterview mit Genossen Egon Krenz

Wir stehen fest an der Seite Kubas


Du hast im Dezember 2006 erstmals seit 21 Jahren Kuba besucht …

Dazwischen lag eine Begegnung mit Fidel Castro. Er hatte 1987 auf dem Weg zu einem internationalen Treffen anläßlich des 70. Jahrestages der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution einen Zwischenaufenthalt in Berlin. Erich Honecker war in Moskau. Deshalb empfing ich Fidel. Er stellte mir schwierige Fragen zur Situation in den europäischen sozialistischen Ländern. Es war unschwer zu erkennen: Er sorgte sich, daß der Gorbatschow-Kurs allen in der Welt schadet, die zum Sozialismus streben.

Mit welchen Gefühlen bist Du nun nach Kuba geflogen?

Das hat viel mit meiner damaligen Diskussion mit Fidel zu tun. Ich erinnerte mich an seine Rede vom 17. November 2005 an der Universität Havanna. Dort formulierte er eine für die Zukunft des Sozialismus existentielle Frage, der wir uns in der DDR-Führung leider nie gestellt haben: "Ist die Revolution unumkehrbar oder nicht?" Sie könne, so seine Meinung, "nur durch unsere Schwächen und Ungleichheiten" zerstört werden. Dem Sinn nach argumentierte er 1987 ähnlich. So war ich bei meiner Ankunft in Kuba schon etwas befangen. Fidels Zweifel von damals haben sich leider bestätigt. Meine Hoffnung, daß die sozialistischen Länder erfolgreich sein könnten, hat sich zerschlagen. Kuba blieb vor der Haustür der USA allein, nur 90 Seemeilen vom mächtigen Feind entfernt: Ohne Solidarität aus Moskau und Berlin, ohne Erdöl, ohne vereinbarte Warenlieferungen, ohne Spezialisten aus den RGW-Ländern, ohne politischen, moralischen oder militärischen Beistand der einstigen Verbündeten. Es gab wenig zu essen und keine neuen Wohnungen. Und trotz alledem: Der Sozialismus auf Kuba überlebte. Welch eine historische Leistung!

Hat sich die Lage inzwischen entspannt?

Ja. Die Wirtschaft wächst. Das Land hat sich eine gute touristische Basis aufgebaut. Die Handelsbeziehungen, vor allem mit der VR China, mit Vietnam und Venezuela funktionieren zum gegenseitigen Vorteil. Die Entwicklung linker Kräfte in Lateinamerika – vor allem in Venezuela, Bolivien, Ekuador und Nikaragua – gibt den Kubanern Kraftzuwachs. Den Wahlsieg von Chávez feierten sie wie einen eigenen Erfolg. Und was mir am wichtigsten ist: Die Menschen haben Zuversicht. Sie wissen, daß das Erreichte nur Ausgangspunkt für die Behebung noch vorhandener Unzulänglichkeiten ist.

Welche Rolle spielt die Menschenrechtsdemagogie des Imperialismus?

Die Menschenrechte auf Kuba werden durch die USA verletzt, nicht durch Havanna. Ich denke nicht nur an die Folterhölle Guantánamo. Es ist die USA-Blockade, die das Leben jedes Kubaners erschwert. Die Feinde Kubas sprechen von Menschenrechten und meinen ihre Freiheit im Vorgehen gegen das sozialistische Gesellschaftssystem. Diese "Freiheit" lehnt die Mehrheit der Kubaner ab. Das hängt auch damit zusammen, daß es in keinem kapitalistischen Land ein solches Maß an sozialer Gleichheit gibt wie auf Kuba. Und das Wichtigste: Der Dialog zwischen der kubanischen Führung und dem Volk funktioniert. Wer aus Europa beklagt, daß nicht jeder Dissident einen Internetanschluß hat, verkennt, daß die Kubaner ihre Angelegenheiten selbst regeln. Wer das beachtet, ist willkommen, nicht aber jene, die den Kubanern ihre Würde nehmen wollen.

Kuba macht auf wichtigen Feldern selbst hochentwickelten Ländern etwas vor …

Kuba hat ein vorbildliches Schulsystem. Wer in Deutschland, wie die PDS-Führung, von einer "Skandinavisierung" des Bildungssystems spricht, sollte sich in Kuba umschauen. Dort bewährt sich ein einheitliches Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Universität. Es bietet allen Kindern des Volkes die gleichen Chancen. Vorbildlich ist auch das Gesundheitswesen. Bei der Senkung der Kindersterblichkeit beispielsweise liegt Kuba auf einer Stufe mit Kanada weit vorn in der Welt. Die Kubaner haben eine höhere Lebenserwartung als ihre nordamerikanischen Nachbarn. Beim Besuch einer Poliklinik sagte mir eine Ärztin, auf Kuba gebe es nur Patienten, keine "Kunden". Prägnanter läßt sich der Unterschied zum profitorientierten Gesundheitswesen wohl kaum benennen. Begeistert hat mich der Besuch einer Augenklinik, in der nach modernsten Operationsmethoden Menschen das Augenlicht wiedergegeben wird.Darunter inzwischen schon 450 000 Bürgern aus lateinamerikanischen Ländern. Solidarität und Kuba sind eben eins. Wer ideologisch nicht verblendet ist, erlebt, daß sich Kuba inmitten großer gesellschaftlicher Veränderungen befindet. Ich bin sicher: Wegreformieren lassen sich die Kubaner den Sozialismus nicht. Einen Systemwechsel wie in europäischen sozialistischen Ländern 1989/90 wird es nicht geben.

Die bürgerlichen Medien sprechen vom Ende der "Ära Castro" …

Was die bürgerlichen Medien "Ära Castro" nennen, ist ja in Wirklichkeit der erfolgreiche Weg Kubas von einem unterdrückten zu einem freien und sozialistischem Land, der seit mehr als einem halben Jahrhundert von Fidel geprägt wird. Er hat bisher neun USA-Präsidenten überlebt, die ihn mit Hilfe ihrer Geheimdienste ermorden wollten. Seine Persönlichkeit und seine Ideen werden Kubas Politik auch in Zukunft mitbestimmen. Castro und Kuba sind Synonyme. Raúl meinte jüngst, Fidel sei als Persönlichkeit unersetzbar. Es gebe aber die Kommunistische Partei, die kollektiv handelt. In diesem Bekenntnis liegt ja die Überzeugung, daß die Errungenschaften der Revolution nicht zur Disposition stehen. Ich erlebte ein Land, in dem es trotz der Sorgen um Fidels Gesundheit eine optimistische Gelassenheit der Bevölkerung gibt. Dies spricht für politische Stabilität.

Hat Raúl die Dinge fest im Griff?

Raúl trägt die gegenwärtige Verantwortung ja nicht, weil er der Bruder von Fidel ist. Er ist von Anfang an einer der führenden Köpfe der kubanischen Revolution. Nach meinen Beobachtungen gibt es zudem eine bemerkenswerte Einheit der Generationen. Die Führungsgremien wurden seit langem verjüngt. Ich traf Freunde, die zu meiner FDJ-Zeit Funktionen im Jugend- oder Studentenverband hatten. Jetzt sind sie in höchsten Partei- und Staatsämtern. Zwischen sie und die Generation von Fidel und Raúl paßt kein Blatt Papier. Es gibt eine prinzipielle Übereinstimmung über die Kontinuität der kubanischen Revolution. Raúl informierte mich, daß alles getan wird, um die Einheit von Volk, KP und Streitkräften zu festigen. Diese Ein­heit, so hieß es in seiner Ansprache am 2. Dezember, sei die wichtigste "strategische Waffe, die es der kleinen Insel ermöglicht, sich standhaft zu halten".

Fürchten die Kubaner Bushs Droh- und Abenteuerpolitik?

Die USA haben im Zusammenhang mit Fidels Erkrankung erklärt, sie hätten einen Geheimplan zum Sturz der Regierung. Sie geben Unsummen für die Desinformation der Bevölkerung und für die Bezahlung von Helfershelfern aus Europa aus. Sie versuchen, Kuba sturmreif zu machen. Die Militärparade hat signalisiert: Kuba ist gut vorbereitet, mögliche imperialistische Abenteuer zu durchkreuzen. Gleichzeitig hat Raúl den USA angeboten, alle strittigen Fragen friedlich zu lösen. Nur eine sei nicht verhandelbar: die Souveränität und die Freiheit Kubas. Es hält durch und geht seinen sozialistischen Weg. Das ist meine feste Überzeugung. Sie hat sich während meines Besuchs noch verstärkt. Kuba braucht unsere Solidarität. Jeder, der den sozialistischen Idealen treu ist, sollte darüber nachdenken, wie er die Aktivitäten von Cuba Si und anderen Hilfsorganisationen unterstützen kann.

junge Welt Die Fragen stellte Klaus Steiniger
RotFuchs, März 2007









Spenden


Mitglied werden


Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba bei Facebook


Logo junge Welt

Logo Soliarenas

Logo Komitee Basta Ya

AG Kuba-Solidarität - DKP

Logo amerika21.de

Logo Che

Logo Aktionsbuendnis Venezuela Berlin

Logo TeleSur