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Castros Saat geht auf


als ich im Herbst 1966 – als Teilnehmer einer Forschungsgruppe des DDR-Außenministeriums – am Institut für Internationale Beziehungen meine Dissertation zur Lateinamerikapolitik der USA-Präsidenten Washington und Johnson vorlegte, konnte Washington die südliche Hälfte des Doppelkontinents noch als seinen "Hinterhof", als unbestrittene eigene Einflußsphäre betrachten. In Frühjahr 1964 war in Brasilien, dem größten Staat Lateinamerikas, ein durch die CIA lanciertes blutiges Generalsregime an die Macht geputscht worden, um die sich anbahnende Linksentwicklung abzufangen. Nut Tage vor dem faschistischen Coup hatte mir der auch als "Ritter der Hoffnung" und Lebenspartner Olga Benarios bekanntgewordene brasilianische KP-Generalsekretär Luis Carlos Prestes in einem Interview für das DDR-Fernsehen erklärt, er sehe "keine akute Gefahr", da das Militär seines Landes "traditionell demokratisch eingestellt" sei. Das war leider ein Trugschluß. Auch auf andere lateinamerikanische Länder warf der Faschismus seine Schatten: Guatemala, Argentinien, Uruguay und Chile. Zuvor gab es dort die kurze grandiose Phase der Unidad Popular, die mit dem gewaltsamen Tod Salvador Allendes endete.

Während meiner Tätigkeit beim "alten" ND bin ich im Laufe der Jahre mit den Führern fast aller kommunistischen Parteien Lateinamerikas zusammengetroffen. So konnte ich die Meinungen von Argentiniens Arnedo Alvarez, Uruguays Rodney Arismedi, Perus Jorge del Prado, Ecuadors Pedro Saad, El Salvadors Schafik Handal und später auch Chiles Gladys Marin in Erfahrung bringen. Beeindruckend war für mich, mit welcher Wärme solche erfahrenen Generalsekretäre auf Kuba blickten, wo sich die revolutionäre Macht, solidarisch unterstützt durch die anderen sozialistischen Staaten, zu behaupten und zu konsolidieren vermochte. Kuba hat allen Stürmen, Drohungen und Belastungen standgehalten. Das ist nicht allein für sein tapferes Volk ein Grund des Stolzes, sondern auch für den revolutionären Prozeß im kontinentalen und weltweiten Maßstab von historischer Bedeutung. Der 80jährige Fidel Castro, dessen Rolle in Lateinamerika ohne falsche Überhöhung mit dem globalen Gewicht Lenins verglichen werden darf, kann heute Bilanz ziehen, daß die von ihm und seinen Genossen gelegte Saat aufzugehen beginnt. Dabei sollte man die Möglichkeiten des imperialistischen Gegners nicht unterschätzen und dessen konterrevolutionäre Schachzüge stets im Auge behalten. Aber Lateinamerika ist für die Fortschrittskräfte in der Welt zu einem Kontinent der Hoffnung geworden.

Als neue Erfahrung erweist sich die Tatsache, daß der Impuls zur Gesellschaftsveränderung in Ländern wie Venezuela, Bolivien, Ecuador und Nicaragua nicht in erster Linie von deren mutig kämpfenden kommunistischen Parteien ausgegangen ist, sondern von breitgefächerten sozialen und politischen Bewegungen, die nur zum Teil marxistisch beeinflußt sind. Dabei ist das anfeuernde Beispiel solcher Persönlichkeiten wie Venezuelas Hugo Chávez – eines Militärs, dessen engster Berater niemand anderes als Fidel Castro ist -, Boliviens Evo Morales, der die indianische Komponente einbringt, des namhaften Ökonomen und Chávez-Freundes Rafael Correa aus Ecuador und des alten sandinistischen "Schlachtrosses" Daniel Ortega aus Nicaragua von hohem Wert. Diese vier lateinamerikanischen Präsidenten haben sich fest untergehakt, um der vom Norden Amerikas und der inneren Reaktion ausgehenden Gefahr zu trotzen. Dabei schreitet Venezuela derzeit am zielklarsten voran. Sicher gibt es auch dort noch Unwägbarkeiten, Verworrenes und Illusionäres. Von einer Unumkehrbarkeit des Prozesses kann keine Rede sein. Doch: Der gläubige Katholik Chávez läßt sich immer stärker von marxisitisch-leninistischen Gedanken leiten, die er mit seinen chistlichen Überzeugungen verbindet. Er ist zu der Erkenntnis gelangt, daß eine revolutionäre Avantgardepartei unabdingbar ist. Sie soll alle vorwärtsstrebenden Kräfte der Gesellschaft vereinen und natürlich auch die kampferprobten Kommunisten maximal einbeziehen. Chávez weiß, daß die alte Armee, deren Offiziere überwiegend USA-Kriegsschulen besucht haben, zur Verteidigung Venezuelas nicht ausreicht. So sind eine Volksbewaffnung und die etappenweise Ausbildung von zwei Millionen Reservisten beschlossene Sache.

Unser kurzer Lateinamerika-Exkurs wäre unvollständig, würden wir nicht die Tatsache erwähnen, daß in Brasilien, Argentinien, Uruguay und selbst Chile Präsidenten gewählt wurden, die nicht zu Washingtons Wunschkandidaten gehörten.

1966 gab ich meiner Dissertation über Strategie und Taktik des USA-Imperialismus zur Beherrschung Lateinamerikas der Untertitel "Vom verdeckten, mittelbaren, eingeschränkten zum offenen, direkten und uneingeschränkten Interventionismus". Heute würde ich anderes in den Vordergrund stellen. Denn die in Irak festgenagelten USA sind dabei das Spiel in der südlichen Hälfte des amerikanischen Doppelkontinents, der schon lange nicht mehr ihr "Hinterhof" ist, Stück für Stück zu verlieren. Noch besitzen sie viele Karten. Doch die Stiche machen derzeit ihre Kontrahenten. Wer denkt da nicht an David, der sich Goliath furchtlos entgegenstellte! Was in Kubas Sierra Maestra begann, hat auf den Süden Amerikas übergegriffen und wird zum Buschfeuer.
Keine gute Nachricht für Mr. Bush.

junge Welt Klaus Steiniger
RotFuchs, 01.03.2007









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