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Pinochet-Chic
Oder die siamesischen Präsidenten-Zwillinge:
Nachbetrachtungen zur »Kuba-Konferenz« der Konrad-Adenauer-Stiftung


Auf einer lange vorbereiteten Konferenz der Konrad-Adenauer-Stiftung wurden bis Freitag in Berlin »gemeinsame Inititiativen« für ein Kuba nach Castro gesucht (siehe jW vom Wochenende). Gefunden wurde alles mögliche, was viel über die Konferenzteilnehmer verriet, allein: Die »künftige Demokratie« wollte sich im Plenarsaal der Stiftung nicht blicken lassen.

In den Diskussionspanels und Workshops saßen – bis auf den SPD-Politiker Markus Meckel, der sich in der Rolle des »linken Feigenblatts« gefiel – durchweg Politiker aus dem rechten und ultrarechten Spektrum ihrer Länder. So verwundert es wenig, daß in den Diskussionen über Kuba immer wieder rechte Befindlichkeiten hochkochten. Von der Karibikinsel selbst hatten die meisten wenig Ahnung. Sinnigerweise verzichteten die Länderexperten der CDU-nahen Stiftung darauf, die Teilnehmer vorab zu briefen. Im Foyer plätscherte die übliche vorrevolutionäre Salonmusik. Nur den Cuba Libre suchte man vergeblich.

Seltsam ist es schon, daß ausgerechnet Politiker aus dem »ehemaligen Ostblock« nun an vorderster Front für die »Befreiung« Kubas kämpfen. Vor Ort waren sie nie, aber das macht ja nichts: Was zählt, ist ihre »Transitionserfahrung«, ein kritischer Blick, der es ihnen ermöglicht, Vergleiche anzustellen, auf die diejenigen, die noch nie in einer Diktatur gelebt haben, gar nicht kommen würden. Was der rechten osteuropäischen Seele immer noch schlaflose Nächte bereitet, ist die vermeintliche kulturelle Hegemonie der Linken.

Der ehemalige estnische Präsident Mart Laar erklärte voller Sorge, er habe sich dieser Tage in Berlin umgeschaut, und überall könne man Che-Guevara-T-Shirts erwerben. Ein Skandal. Nicht nur, daß überall die Unterzeile »Murderer« vergessen wurde. Warum, fragte Laar, finden wir keine Pinochet-T-Shirts? Man sah den Wiedergänger des chilenischen Dikators durch den Saal wandeln. Laar beklagte sich in einem unnachahmlichen finno-ugrischen Singsang, daß mit »zweierlei Maß gemessen« werde. Die Diktatoren von rechts kommen in der öffentlichen Meinung immer schlechter weg als die linken. Haben die alle weiße Handschuhe an?

Diktaturen sind Diktaturen sind Diktaturen, so das Mantra der Teilnehmer, die Laar argumentativ beisprangen. Zahlen müßten auf den Tisch! Pinochet habe 3500 Tote auf dem Gewissen. Castro 18000, rechnete Jorge Moragas, der spanische Einpeitscher von der postfranquistischen Partido Popular vor. Daß Pinochets Transition Teilen der Rechten immer noch »mustergültig« erscheint, daran ließ seine häufige Erwähnung keinen Zweifel.

Mart Laar runzelte effektvoll die Augenbrauen und setzte noch einen drauf. Der Kommunismus habe es geschafft, Castro zum Mythos zu stilisieren, dem immer noch viele Lateinamerikaner und europäische Linke erlägen. »Wie aber erreichen wir die Herzen und Köpfe der Menschen?« Er wußte einen Ausweg aus dem Dilemma: Wir brauchen eine emotionale Frontalattacke, großes Kino, Hollywood. Wir brauchen »›Schindler's Liste‹ des Kommunismus«.

Noch weiter nach rechts außen lehnte sich der ehemalige slowakische Finanzminister Daniel Lipšic. Zusammenhangslos schwadronierte der Christdemokrat, er sei ein Anhänger des »Free speech«. Nazisymbole sollten nicht verboten werden – und wenn, dann nur, wenn gleichzeitig Hammer und Sichel in die Asservatenkammer verschwänden. Denn Castro-Verteidiger und Holocaust-Leugner stehen für Lipšic auf derselben Stufe.

Nachdem mit den Chimären der »political correctness« nun gründlich aufgeräumt war – keiner der Anwesenden widersprach den andauernden Relativierungen des Faschismus –, hatten die Konspirationstheoretiker das Wort. Der Vorsitzende der Organisation der Christdemokratischen Parteien Amerikas (ODCA), Manuel Espino aus Mexiko, schwor Stein und Bein, daß Kuba zwei Präsidenten habe, und zwar nicht Raúl und Fidel Castro. Nein: Der venezolanische Präsident Hugo Chávez ist der neue Strippenzieher der linken Weltverschwörung: »Es hat eine Verschiebung des Bösen nach Venezuela stattgefunden.«

Da vom baldigen Tod Castros auszugehen ist, so Espinos Arithmetik, gibt es demnächst nur noch einen Präsidenten Kubas. Chávez über alles. Wie er aus gut informierten Kreise erfahren habe, wolle sich Chávez mittels einer panamerikanischen Staatengemeinschaft noch andere Länder einverleiben. Die jetzt schon ungehörigen Beziehungen zwischen Kuba und Venezuela veranschaulichte der Oppositionsabgeordnete Julio Borges aus Caracas mit einem Vergleich: Chávez und Castro sind »siamesische Zwillinge«. Ob und wie man sie zu trennen gedenkt, darüber war im offiziellen Teil der Konferenz nichts mehr zu erfahren.

junge Welt Timo Berger
Junge Welt, 30.04.2007









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