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Zu welchem Zweck studieren?
Warum die Universitäten Kubas denen der Vereinigten Staaten um Lichtjahre voraus sind
Wenn wir uns die aktuelle Situation in den USA ansehen, verschärft sich der Eindruck, es herrsche auf
allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens das Gesetz des Scheiterns. Es wird einem kaum gelingen, eine
Gesellschaft zu finden, in der das Bildungssystem dermaßen vom Profit bestimmt ist wie in den USA.
Bildung gibt es hier zunehmend nur für Wohlhabende, die es sich leisten können, ihre Kinder auf
weiterführende Schulen zu schicken. Ganz zu schweigen vom Absolvieren eines Studiums.
Zur Finanzierung eines Studiums gibt es Darlehensangebote im Überfluß. Sie werden sogar in
einigen wenigen Fällen aus Programmen der Regierung in Washington zur Verfügung gestellt. Aber
wenn es darum geht, auch eine Garantie zu bekommen, in seinem erlernten Beruf Arbeit zu finden –Fehlanzeige!
Wenn Studierende das Glück haben, sich ihre Hochschulausbildung durch ein Darlehen zu ermöglichen,
bleiben sie am Ende auf einem Berg von Schulden sitzen. Manche mit einem Minus von über 100.000
US-Dollar. Das sind die Kosten nicht nur für Matrikel- und Studiengebühren, Bücher und
Lernhilfen, sondern auch für das Wohnen auf dem Campus, das Mensaessen und sonstige Lebenshaltungskosten
für ein vierjähriges Universitätsstudium mit Abschluß.
Doch während eine derartige Ausbildung für Millionen potentielle Studierende in den USA mehr und
mehr zu einem unerreichbaren Traum wird, der sich Lichtjahre von ihnen entfernt, gibt es ein fundiertes und
völlig kostenloses Bildungsangebot nur 90 Meilen vor der US-Küste: in Kuba sind Erziehung und
Bildung vom Kindergarten bis zur Hochschule garantiert frei. Erst vor kurzem hat dort eine ganze Reihe von
Studierenden aus den USA zusammen mit Kommilitonen aus zahlreichen anderen Ländern ein volles
Medizinstudium mit Doktortitel abgeschlossen. Aber anders als ihre Kommilitonen an den US-Hochschulen haben
diese jungen Frauen und Männer ihre Abschlüsse erzielt, ohne dafür Schulden machen zu
müssen! Ihre gesamte Ausbildung – sechs Jahre in Theorie und Praxis – wurde ihnen gratis gewährt
dank der Großzügigkeit der kubanischen Gesellschaft.
Man fragt sich unwillkürlich: Wie kann es sein, daß einem so kleinen und relativ armen Land wie
Kuba mit weitaus bescheideneren Ressourcen dies möglich ist, während das reichste Land der Erde
– das wohl mächtigste und wohlhabendste Imperium seit dem Untergang des Römischen Reiches – dazu
angeblich nicht in der Lage sein soll? Die Antwort ist einfach: Es liegt nicht daran, daß die USA
das nicht leisten könnten, sondern sie wollen es nicht und sehen keine Notwendigkeit, daran etwas zu
ändern. Käme es zu einem Engpaß auf der Ebene von Ärzten und medizinischem Fachpersonal,
dann würden sie sich diese Kräfte einfach aus anderen Ländern holen und, falls nötig,
dazu auch die Einwanderungsgesetze lockern, um die erforderlichen Experten anzulocken.
Daß Kuba mit seinem Bildungssystem anders umgeht, grenzt gerade angesichts seiner ökonomischen
Probleme, die vor allem Resultat des jahrezehntelangen US-Embargos sind, an ein Wunder. (...)
Mumia Abu Jamal
junge Welt 03.11.2007
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