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Kuba setzt auf Nachhaltigkeit
UNO lobt den Karibikstaat für Ökologie-Ansatz
In der Kombination aus sozialer Lebensqualität und dafür benötigter Ressourcen liegt Kuba in der
Weltspitze. Kakuko Nagatani, der Direktor der UNO-Umweltbehörde für Lateinamerika und die Karibik, weilte
nun auf der Karibikinsel.
Das Wasser im Hafen von Havanna riecht wieder nach Salpeter, nach Meer. Kakuko Nagatani, der Direktor der
UNO-Umweltbehörde für Lateinamerika und die Karibik, hatte allerdings während seines Kuba-Besuchs mehr
gesehen und gerochen als den Hafen: Die Kubaner pflanzten 2007 136 Millionen Bäume. 25 Prozent ihrer Insel
sind damit wieder bewaldet. Die UNO-Experten schätzen die 5.000 Quadratkilometer des Feuchtgebietes Cienaga
de Zapata, das größte seiner Beschaffenheit der Binnenkaribik, mit Dutzenden endemischen Tier- und
Pflanzenarten als das bestgehütete in der Region, zumal es zu 70 Prozent vom Meer umgeben ist, das Jahr
für Jahr ein paar Zentimeter weiter über die Ufer dringt – und bleibt. Rund um die Mündung des Río Máximo
in Camagüey nisten wieder 55.000 Flamingopärchen.
Kuba, dass das Protokoll von Montreal unterzeichnet hat und sich damit verpflichtete, bis Ende 2007 50
Prozent der Substanzen zu eliminieren, die der Ozonschicht schweren Schaden zufügen, konnte im September
2007 bereits 74 Prozent Abbau nachweisen. Auf einer anderthalb Millionen Hektar großen
landwirtschaftlichen Nutzfläche wurden die chemischen Insektizide durch biologische ersetzt. Durch die
energetische Revolution erzielte Einsparungen und Verbrauchsreduzierungen von Strom und damit Erdöl, sind
erfolgreich usw. Nagatani war des Lobes voll: »Kuba beweist der Welt, nicht nur Lateinamerika und der
Karibik, dass es trotz ökonomischer Schwierigkeiten möglich ist, sich zu entwickeln, ohne die Umwelt zu
strapazieren, vor allem gibt es hier eine Vision für die Zukunft.«
Fidel Castro hatte in Rio de Janeiro auf der UNO-Umweltkonferenz im Juni 1992 seine Vision skizziert: Eine
wichtige biologische Spezies laufe Gefahr, durch die Beseitigung ihrer natürlichen Lebensbedingungen
ausgelöscht zu werden – der Mensch. Und beschwörend wandte er sich an die Mächtigen der Welt: »Fördern Sie
eine gerechte internationale Wirtschaftsordnung. Nutzen Sie die Wissenschaft für eine nachhaltige
Entwicklung ohne Umweltverschmutzung. Schluss mit dem Egoismus, der Gleichgültigkeit, der
Verantwortungslosigkeit und dem Betrug. Morgen kann es für das, was Sie schon seit langem hätten tun
müssen, zu spät sein.«
Der Hafen in Havanna ist ein Paradebeispiel für gelungene ökologische Erneuerung. Mit dem Ausbau durch die
spanische Krone im 18. Jahrhundert begann die Verschmutzung der 5,2 Quadratkilometer großen
Hafenbucht. Ende 1980 klassifizierten die Vereinten Nationen die Bucht als eine der am stärksten
verschmutzten weltweit. Nicht mehr zu retten!
Die Regierung, die das Problem zwar nie ignorierte, aber immer wieder auf die lange Bank geschoben hatte,
rief 1998 die staatliche Arbeitsgruppe Hafen ins Leben. Besetzt mit engagierten Spezialisten unter dem
Dach des Ministeriums für Wissenschaft, Technologie und Umwelt. Mit endlich verfügbaren hochmodernen Gerät
filterten die Saubermänner aus dem Oberflächenmatsch zum Beispiel 17.000 Fass verwertbaren Erdöls. Die
Erdölraffinerie ist mit Auffangbarrieren abgeschottet. Die anderen Schmutzfinken erhielten strenge
Auflagen, die sie offensichtlich auch befolgen, sonst drohen harte Strafen. Denn das Wasser riecht wieder
nach Salpeter.
Leo Burghardt, Havanna
Neues Deutschland 02.02.2008
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