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Cuba im Vergleich
Cuba gilt im internationalen Vergleich in Bezug zum erfolgreichem Kampf gegen den Analphabetismus auch weiterhin als vorbildlich. Das wird deutlich, wenn man sich andere Beispiele vor Augen führt. Es gab immer wieder Versuche einzelner Länder, den Alphabetisierungsgrad kurzfristig zu erhöhen. Als beispiellos in der Geschichte der Bildung kann die Alphabetisierungskampagne in Nicaragua zu Beginn der 1980er Jahre gesehen werden. Nach dem Sturz der Somoza-Diktatur erklärte die sandinistische Regierung die Alphabetisierung des Landes zu einer ihrer Hauptmissionen. Im sogenannten "Kreuzzug gegen die Ignoranz" zogen etwa 100.000 Freiwillige in die entlegenen Dörfer der ländlichen Gebiete und unterrichteten, zum Teil in drei Schichten am Tag.
In nur zwei Jahren gelang es, die Analphabetenquote von 65% auf 12% zu senken. Nach der Abwahl der sandinistischen Regierung 1990 wurden die Bemühungen im Bildungswesen zurückgeschraubt.
Zur Zeit besuchen ein Drittel der schulpflichtigen Kinder Nicaraguas – etwa 800.000 – keine Schule mehr. Nach den entsprechenden Human Development Reports lag 1990 die Analphabetenquote bei 19,0%, 2005 betrug sie 23,3%. die cubanische Alphabetisierungsrate bei ca. 96%. allerdings muss man eingestehen, gibt es auch andere Probleme im Bildungsbereich.
Bildung ist in Cuba an sich kostenlos und es besteht eine 9-jährige Schulpflicht. Cuba hat ein dreigeteiltes Bildungssystem, das aus Grund-, Mittel- und Oberschule besteht. Cubas Bildungssystem gilt als eines der besten in Lateinamerika. 2001 lagen die cubanischen Schüler der vierten und fünften Klasse bei einem Test der UNESCO weit vor den anderen lateinamerikanischen Ländern. Die Einschulungsquote liegt bei 100 Prozent, Analphabetismus geht gegen null.
Nach dem UNESCO-Education for All Development Index gehört Cuba zu den hochentwickelten Ländern der Welt im Bildungsbereich mit einer gut ausgebildeten Bevölkerung.
In den letzten Jahren herrscht jedoch ein immer akuter werdender Lehrermangel. Viele Lehrer arbeiten, trotz ihrer guten Ausbildung, genauso wie zahlreiche Ärzte und andere Hochqualifizierte, lieber im Tourismussektor, weil allein das Trinkgeld ein Vielfaches eines cubanischen Gehalts beträgt. Auch verleiht Cuba viele Lehrer , als Ausgleich für verbilligtes Öl aus Venezuela, an verschiedene befreundete Staaten Lateinamerikas, um dort beim Aufbau eines funktionierenden Bildungssystems zu helfen.
Diesen Lehrermangel versucht die cubanische Regierung mit sogenannten "Nothilfelehrern", 16- bis 18-jährigen Schulabgängern, die in Schnellkursen auf ihre Aufgaben vorbereitet werden, und durch Teleklassen, also Unterricht per Videokassette, zu kompensieren. Außerdem sollen schon pensionierte Lehrer wieder in den aktiven Schuldienst gelockt werden. Der Anteil der junge Notstandslehrer sei inzwischen auf knapp 50 Prozent gestiegen, was einen qualifizierten Unterricht nahezu unmöglich mache.
Bernd Bieberich
Neues Deutschland, 19.12.2008
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