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Fidelidad heißt Treue
Am 1. Januar 1959 – vor genau 50 Jahren – sind einige hundert Rebellen siegreich und unter dem Jubel der Bevölkerung in Havanna eingezogen. Sie kamen als Befreier von der Diktatur der USA-Marionette Batista. Kubas Hauptstadt war bis dahin das Bordell und die Spielhölle der Nordamerikaner geworden. An der Spitze der bärtigen Sieger stand mit Fidel Castro ein bereits durchs Feuer gegangener Mann. Am 26. Juli 1953 hatte er mit 150 Verschworenen die zweitgrößte Kaserne des Landes – die Moncada – zu nehmen versucht. Der Sturm endete im Kugelhagel. Fast alle Angreifer wurden an Ort und Stelle getötet. Fidel und einige seiner Getreuen stellte man vor Gericht. Dort hielt er eine Rede, die mit dem Satz schloß: "Die Geschichte wird uns freisprechen".
Etwa zwei Jahre verbrachte Castro im Gefängnis, bevor er nach Mexiko ins Exil gehen konnte. Als Emigrant sammelte er – damals noch kein Marxist, aber ein lauterer Revolutionär – wiederum Gleichgesinnte um sich. Im Dezember 1956 landeten sie mit der frühzeitig entdeckten und unter Beschuß genommenen Barkasse "Granma" an Kubas Ostküste. Nut etwa 20 überlebten – nahezu ohne Waffen, Munition und Nahrung. Sie gaben nicht auf und begannen trotz aller Widrigkeiten den Kampf in der Sierra Maestra. Vie Jahre später triumphierten sie über eine vieltausendköpfige Armee.
Bei Fidels Einheiten handelte es sich nicht um einen ideologisch homogenen Kader mit ausgereiften politischen Vorstellungen. Den Männern und Frauen stand noch ein langer und oft qualvoller Klärungsprozeß bevor. Begünstigt wurde ihr Vorhaben durch die Annahme der CIA, das Geschehen sei ein "ganz normaler lateinamerikanischer Staatsstreich". Als Washington des Irrtums gewahr wurde, zog man sofort alle Register. Die USA verhängten einen totalen Wirtschaftsboykott über Kuba. Mörder und Terroristen wurden losgelassen. Ihr Wüten kostete 3.400 Menschenleben. Mehr als 600 Attentatspläne richteten sich allein gegen Fidel Castro. Im April 1961 blies man zur großen Attacke. Die Landung von Söldnern in der Schweinebucht endete mit einem Fiasko. Damals verkündete Fidel, Kuba werde fortan den sozialistischen Weg gehen. Die Sowjetunion und deren Bruderländer leisteten zeit ihres Bestehens eine umfassende Hilfe. Kommunisten aus der Sozialistischen Volkspartei und andere Linkskräfte schlossen sich zur KP Kubas zusammen. Castro übernahm die Führung. Er entwickelte sich immer mehr zu einem theoretisch gebildeten und praktisch erfahrenen Verfechter der Lehren von Marx, Engels und Lenin. Zugleich stellte er sich in die Tradition der Großen Lateinamerikas – von Simón Bolivar bis José Martí.
Machteroberung ist eine Sache – ein halbes Jahrhundert Machtbehauptung vor den Küsten der USA eine völlig andere. Wenn Kuba Zeiten der Isolierung und des materiellen mangels intakt überstand, dann heißt die Erklärung: Vertrauen des Volkes. Um dieses gegen zunächst starke antikommunistische Vorbehalte der Massen zu erringen und zu bewahren, bedurfte es rückhaltloser Aufrichtigkeit der Führung. Castro hat negative Vorgänge nie vertuscht und zu erwartende Belastungen immer klar benannt.
Die kubanische Revolution erfaßte alle Bereiche des Lebens. 1975 gab das Land – im Vergleich zu 1958 – das Zwanzigfache an Mitteln für das Gesundheitswesen und das Zwölffache für Volksbildung aus. Der kleine Inselstaat hat mehr Ärzte in andere Länder entsandt als die WHO. In den vergangenen fünf Jahren haben zwei Millionen Blinde Lateinamerikas im Rahmen der "Operation Wunder" durch kubanische Mediziner ihr Sehvermögen zurückerhalten. Kubas Kindersterblichkeit ist die niedrigste des Subkontinents.
Es wäre unaufrichti9g, die sozialistische Insel als Paradies darzustellen. Davon kann trotz der großen Errungenschaften keine Rede sein. Noch immer gibt es erhebliche Defizite, auch Ungleichheit. Häufige Naturkatastrophen erschweren die ohnehin karge Versorgung.
Doch Kuba steht nicht allein. Seine langjährige Solidarität wird erwidert. Länder wie Bolivien, Venezuela, Ecuador, Nicaragua, Paraguay und auch Lulas Brasilien suchen heute aus unterschiedlichen Gründen ein enges Verhältnis zu Havanna. Verläßlicher Partner ist die Volksrepublik China. Rußland knüpft wieder Bande der Freundschaft zu Havanna.
Wenn man die Tage des Einzugs der Rebellen mit dem heutigen Kuba vergleicht, muß man den Hut vor seinem Volk und dem Format seiner Führung ziehen. Castro ist ein Revolutionär von besonderem Kaliber, so daß man ihn in seiner politischen Dimension einen Lenin Lateinamerikas nennen könnte. Woche für Woche schreibt er marxistische Reflexionen für die "Granma". Nicht zufällig trägt die Zeitung der KP den Namen jeder Barkasse, welche einst die Zukunft nach Kuba brachte.
Glückwunsch an Havanna! Gruß an Fidel!
Wir werden Euch nie im Stich lassen!
Klaus Steiniger
RotFuchs, 01.01.2009
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