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»Blockade durch die USA ist ein Akt der Machtlosigkeit«
Dem kubanischen Export gingen in den vergangenen zwei Jahren etwa 1,7 Milliarden Dollar verloren. Ein Gespräch mit Antonio Carricarte


Antonio Carricarte ist der stellvertretender Außenhandelsminister Kubas

Die USA halten seit 50 Jahren die Wirtschaftsblockade Kubas aufrecht, in den letzten Jahren wurde sie sogar noch verschärft. Sind die Verantwortlichen in Washington blind – sehen sie nicht, wie erfolglos diese Politik war?

An der Grundrichtung hat sich nichts geändert: Die Exporte kubanischer Güter und Dienstleistungen sollen weiter eingeschränkt, der Zugang zum internationalen Finanzmarkt behindert und die Importmöglichkeiten des Landes beschnitten werden. Alles in allem verfolgt die US-Regierung unbeirrt das Ziel, längerfristig die Kosten des kubanischen Außenhandels zu erhöhen und damit unsere Entwicklung zu behindern. Der scheidende US-Präsident George Bush hatte erst im Mai 2004 seinen »Plan Bush« zur Verschärfung der Blockade vorgelegt. Der wurde im Juli 2006 noch erweitert.

Worin zeigt sich diese Verschärfung?

Zum Beispiel sind unsere Möglichkeiten geringer geworden, den Geldverkehr mit international tätigen Banken aufrechtzuerhalten – so manches Institut nimmt nicht einmal mehr Kreditkarten an, die auf Kubaner ausgestellt sind. Viele Banken haben Angst vor den Sanktionen der US-Regierung, deswegen meiden sie jeden Kontakt zu Kuba.

Sind dann nicht auch diese Banken Opfer der Blockadepolitik?

Sicherlich. Im Prinzip richtet sich die Blockade nicht nur gegen Kuba, sondern auch gegen andere Länder – alle, die mit Kuba Handel treiben. Zweigstellen US-amerikanischer Firmen in Drittländern etwa ist es verboten, Produkte nach Kuba zu verkaufen. Einige andere Beispiele: Das Hormon GH für Kinder mit Wachstumsproblemen hatten wir aus Schweden bezogen – bis zu dem Zeitpunkt, an dem ein Zulieferer des Arzneimittelherstellers von einem US-Konzern übernommen wurde. Ähnlich war es bei der brasilianischen Firma Komatsu, die uns plötzlich keine Maschinen für den Autobahnbau mehr liefern wollte. Aus Mexiko bekamen wir Aluminiumdosen für die Bierproduktion. Das wurde dann plötzlich aufgrund der Blockadegesetze eingestellt – was für uns 2008 mit einem Schaden von gut einer Million Dollar verbunden war.

Und inwiefern sind die Exporte beeinträchtigt?

Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, daß dem kubanischen Export 2007 und 2008 umgerechnet etwa 1,745 Milliarden US-Dollar durch die Blockade verlorengegangen sind. Das betrifft vor allem Rum, Nickel, Kupfer und landwirtschaftliche Güter. Obwohl der US-Markt direkt vor der Tür liegt, müssen wir weite Exportwege in andere Länder in Kauf nehmen, die die Produkte verteuern. Die USA haben es sogar verboten, Stahl zu kaufen, der mit Nickel aus kubanischer Förderung legiert ist. Stahlwerke in aller Welt verzichten also lieber auf kubanischen Nickel als auf den großen US-amerikanischen Absatzmarkt. Ähnlich verhält es sich mit dem Zuckerexport. Vor der Revolution 1959 gingen 60 Prozent des kubanischen Zuckers in die USA und genossen dort einen Präferenzzoll.

Was hat die Blockade bisher bewirkt?

Trotz aller negativen Effekte auf unsere Wirtschaft ist die Blockade im Grunde genommen gescheitert. Man könnte sogar sagen: Ihre Beibehaltung ist die indirekte Anerkennung der eigentlich guten Entwicklungsmöglichkeiten Kubas. Sie ist auch eine Anerkennung der Widerstandsfähigkeit des kubanischen Volkes. Unser Außenhandel muß sehr scharfsinnig gesteuert werden, um das Vertrauen der internationalen Wirtschaftsgemeinschaft zu erwerben, der von den USA ständig Angst vor Kuba gemacht wird.

Die Blockade ist letztlich eine kriegerische Aktion gegen Kuba – selbst US-amerikanische Wirtschaftsverbände und der Oberste Rechnungshof der USA bezeichnen sie als drastischste Maßnahme, die man in Friedenszeiten gegen ein anderes Land anwenden kann. Zugleich stellt sie sich aber auch als Akt der Machtlosigkeit einer Regierung heraus, die versucht, Kuba eine bestimmte Gesellschaftsform aufzuzwingen und alle anderen Entwicklungsmöglichkeiten abzuschneiden.

junge Welt Interview: Deysi Francis Mexidor, Havanna
Übersetzung: Anna Dobelmann
Junge Welt, 17.01.2009









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