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Raúl Castro in Rußland: Erster Moskau-Besuch nach Ende der Sowjetunion
Moskau. Erstmals seit Ende der Sowjetunion besucht ein kubanisches Staatsoberhaupt Moskau. Am Freitag
begannen die offiziellen Gespräche von Präsident Raúl Castro mit seinem russischen
Amtskollegen Dmitri Medwedew. Dieser hatte seinen Gast bereits tags zuvor mit Brot und Speck zu einer
ersten informellen Begegnung in seinem Landhaus in Zawidowo bei Moskau empfangen und bei der Gelegenheit
– per Dokumentarfilm – an die Reise Fidel Castros 1986 zum 27. Parteitag der KPdSU erinnert. Raúl
Castro, der Anfang 2008 zum Präsidenten gewählt wurde, war zum letzten Mal 1984 zur Beisetzung
des damaligen Staats- und Parteichefs Konstantin Tschernenko in Moskau gewesen.
Im Mittelpunkt des Castro-Besuchs stehen die Unterzeichnung zahlreicher Handels- und Wirtschaftsabkommen
sowie eine Intensivierung des Kulturaustausches zwischen beiden Ländern. Agenturmeldungen zufolge
geht es auch um die Pläne eines russischen Konsortiums, Ölvorräte im Golf von Mexiko vor
Kubas Küste zu erschließen und bei der Nickel-Produktion in Kuba zusammenzuarbeiten. Der
russische Ministerpräsident Wladimir Putin kündigte außerdem an, daß Moskau der
kubanischen Regierung einen Kredit in Höhe von 20 Millionen Dollar einräumen werde, der von
Havanna für den Kauf russischer Produkte verwendet werde. Gegenwärtig liegt der jährliche
Handelsaustausch zwischen beiden Ländern nur bei 400 Millionen Dollar. Das entspricht 2,2 Prozent des
Außenhandels von Kuba und gar nur 0,05 Prozent der russischen Bilanz.
Bedeutender für Rußland ist hingegen die strategische Lage Kubas in unmittelbarer Nähe der
USA, während sich Kuba von guten Beziehungen zu einem starken Partner wie Rußland weiteren
Rückhalt auf internationaler Ebene verspricht.
Am Freitag nach der Begegnung mit Medwedew legte Kubas Präsident am Grab des unbekannten Soldaten
einen Kranz nieder und besuchte das Lenin-Mausoleum. Castros Aufenthalt in Rußland endet am
kommenden Mittwoch.
Junge Welt, 31.01.2009
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