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Annäherungskurs
Moskau, Luanda, Algier: Raúl Castro beendete seine Besuche in den Hauptstädten ehemals enger Verbündeter


Raúl Castro hat seine zweiwöchige Auslandsreise am Montag in Algier beendet. Nach der Visite in Rußland besuchte der kubanische Staatschef in der vergangenen Woche zunächst Angola, von wo aus er am Samstag nach Algerien weiterflog. An allen Stationen wurden Handelsverträge geschlossen. Nach Jahren der von den USA weitgehend durchgesetzten Isolation setzte die Karibikinsel damit ihren Kurs auf Ausbau der weltweiten Wirtschaftsbeziehungen fort. Das Embargo Washingtons bröckelt mehr und mehr – die Forderung nach Aufhebung der US-Sanktionen wurde in Moskau, Luanda und Algier unisono bekräftigt.

Kubaner in Angola

Spektakulär hatte Angolas Präsident José Eduardo dos Santos in Anwesenheit Castros am Donnerstag in der Nationalversammlung seinen US-Amtskollegen Barack Obama aufgerufen, die nun fast ein halbes Jahrhundert andauernden Wirtschaftsblockade gegen Kuba aufzuheben. Während der zentralen Feier zum 48. Jahrestag des Aufstands gegen die Kolonialmacht Portugal wurde insbesondere auch an die langen freundschaftlichen Beziehungen zwischen Kuba und der angolanischen Befreiungsbewegung MPLA (Movimento Popular de Libertação de Angola) erinnert, die weit vor der Unabhängigkeit des südwestafrikanischen Landes 1975 begannen, als Mitglieder der Angolanischen Freiheitsarmee FAPLA (Forças Armadas Populares de Libertação de Angola) zur militärischen Ausbildung nach Kuba entsandt wurden.

Enge Bande wurden seinerzeit auch zwischen dem MPLA-Chef und ersten angolanischen Staatspräsidenten, Agostinho Neto, und Fidel Castro geknüpft. Als 1975 südafrikanische Truppen in Angola eindrangen, um vom Westen gesponserte Rebellen an die Macht zu bringen, bat Neto Kuba um Hilfe. Ab 1976 entsandte Havanna Truppen, denen es zusammen mit der FAPLA gelang, die Invasion vor den Toren der Hauptstadt Luanda zu stoppen und die südafrikanische Armee, die bestausgerüstete des Kontinents, von angolanischem Territorium zu vertreiben. Etwa 30.000 Kubaner kämpften bis zum Ende des Kriegs 1991 in Angola. 2.000 starben.

Bis heute verbinden beide Länder enge Beziehungen. Als zweitgrößter Erdölproduzent Afrikas südlich der Sahara ist Angola für Kuba aber auch aus strategischer Sicht interessant. Angolanisches Erdöl könnte zusätzlich zu den Lieferungen aus Venezuela eingeführt werden. Kuba seinerseits hat in den vergangenen drei Jahrzehnten rund 16.500 Lehrer und mehr als 10.000 Ärzte und Arbeiter nach Angola entsandt, sowie mehr als 18.000 Angolanern ein kostenloses Studium auf der Insel ermöglicht.

Süd-Süd-Kooperation

Nunmehr wurden zwei weitere Abkommen zur Zusammenarbeit auf den Gebieten Bergbau und Geologie geschlossen sowie zwei Memoranden zur Bildung erstellt, die den derzeitigen Stand sowie Perspektiven der Zusammenarbeit festhalten. Genauere Inhalte wurden nicht bekannt. In dem Abschlußdokument des Besuches sprechen sich beide Staatschefs für eine multilaterale Weltordnung aus, die die Charta der UN, die nationale Souveränität und territoriale Integrität respektiert, sowie die Einmischung in innere Angelegenheiten von Staaten ablehnt. Die Süd-Süd-Kooperation soll gestärkt werden. Zudem sprachen sich beide dafür aus, Rassismus und andere Formen der Diskriminierung zu bekämpfen.

Ähnliche politische Ziele wurden am Wochenende auch in Algier formuliert, wo zudem mehrere Verträge zur Intensivierung der Zusammenarbeit unterzeichnet wurden. Unter anderem gilt dieses für den medizinischen Bereich, für die Errichtung von Kliniken in dem nordafrikanischen Land sowie der Produktion von Arzneimitteln. Die Reise Castros und zuvorige Besuche von Rußlands Präsidenten Dmitri Medwedew, Angolas dos Santos und Algeriens Abdelaziz Bouteflika in Havanna sorgten für eine Wiederannäherung alter Verbündeter.

junge Welt Andreas Knobloch
Junge Welt, 10.02.2009









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