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Nicht viel mehr als Dialog
An Visionen fehlt es dem US-Präsidenten Barack Obama bekanntlich nicht. Vielleicht ringt er sich ja
auf dem anstehenden Amerika-Gipfel in Trinidad & Tobago übernächstes Wochenende dazu durch, nach
einer atomwaffenfreien Welt auch ein Ende des seit 1962 andauernden Kuba-Embargos in Aussicht zu stellen.
Überfällig wäre das längst, zuletzt haben es 185 von 192 UNO-Staaten gefordert. Dass
in den USA die Zeit dafür schon reif ist, ist freilich zu bezweifeln. Die derzeit auf Kuba-Besuch
weilenden Kongressabgeordneten der demokratischen Partei sind weit progressiver eingestellt als die Masse
ihrer zuhause gebliebenen Kollegen und der Durchschnitt der Bevölkerung. Eine von Fidel Castro aus
Rücksicht anonym zitierte Delegationsstimme unterstreicht dies: »Der Präsident kann nicht
über die Aufhebung der Beschränkungen bezüglich der Reisen und Geldüberweisungen
für die kubanisch-amerikanischen Bürger hinausgehen, denn die Aufhebung der Blockade oder
vollkommene Normalisierung der bilateralen Beziehungen würde die Unmöglichkeit seiner Wiederwahl
bedeuten.«
Trifft diese Einschätzung zu, wird Kuba noch mindestens vier Jahre auf ein Ende des Embargos warten
müssen. Obama hat angekündigt, die Sanktionen zu lockern, bei denen er keiner Zustimmung des
Kongresses bedarf. Er hat überdies Gesprächsbereitschaft angekündigt. Mehr als das
dürfte in seiner ersten Amtsperiode leider nur Wunschdenken sein.
Martin Ling
Neues Deutschland 08.04.2009
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