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CIA-Kritiker des Tages: Hernando Calvo Ospina
Der Schriftsteller und Journalist Hernando Calvo Ospina, der unter anderem für die französische
Monatszeitschrift Le Monde Diplomatique arbeitet und wiederholt über revolutionäre Bewegungen
in Kuba und Kolumbien berichtet hat, wurde von den US-Behörden auf eine »no-fly list« gesetzt. Der
linke Publizist erfuhr davon durch Zufall: Als er kürzlich mit dem Flug 438 der Air France von Paris
aus nach Mexiko unterwegs war, wurde der Maschine das Überfliegen des US-amerikanischen Territoriums
untersagt. Der Pilot mußte einen Umweg über die Karibikinsel Martinique fliegen und landete mit
vierstündiger Verspätung. In Mexiko wurde Ospina von den Behörden kurz verhört, er
durfte dann zum eigentlichen Ziel Nicaragua weiterreisen. Für gefährlich wurde er offensichtlich
nicht gehalten.
Schätzungen zufolge sind im Rahmen des von US-Präsident George W. Bush begonnenen
»Antiterrorkrieges« 50.000 Personen auf einer »no-fly-list« gelandet. Die Betroffenen dürfen nicht
nur nicht in die USA einreisen, sie dürfen nicht einmal den Luftraum der Vereinigten Staaten queren.
Auf der schwarzen Liste befinden sich offensichtlich nicht nur vermeintliche Terrorverdächtige,
sondern schlicht auch unliebsame Kritiker der US-Politik wie Ospina. Von dem kolumbianischen Exilanten
sind im linken Papyrossa-Verlag die Bücher
»Im Zeichen der Fledermaus – Die Rum-Dynastie Bacardi und der geheime Krieg gegen Kuba« sowie
»Orginalton Miami. Die USA, Kuba und die Menschenrechte« erschienen. Bekannt ist Ospina zudem für
seine Kritik an der von Washington gestützten Rechtsregierung Alvaro Uribes in Kolumbien und durch
Interviews mit der Guerillaorganisation FARC.
Zur Zeit arbeitet der Franko-Kolumbianer an einem Buch über das Agieren des CIA in Lateinamerika. Der
US-Geheimdienst dürfte Ospina das Ticket auf die »no-fly-list« spendiert haben.
(rg)
Junge Welt, 27.04.2009
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