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Kubas neue Losung heißt »Sparen oder Tod«
Havanna rüstet sich für die Auswirkungen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise


Die globale Finanzkrise und ihre Folgen, die seit vergangenem Jahr die Weltwirtschaft erschüttern, bedrohen nun auch Kuba. Am Montag veröffentlicht Havanna seinen »Abwehrplan«.
Die Modifikation der vertrauten revolutionären Losung »Vaterland oder Tod« bringt es auf den Nenner: »Sparen oder Tod« verlautete es jüngst in der Parteizeitung »Granma«. Kuba muss der Weltwirtschaftskrise Tribut zollen, auch wenn die Insel nichts zu ihrer Entstehung beigetragen hat. Die Sparmaßnahmen zielen im wesentlichen auf den staatlichen Sektor, der 90 Prozent der kubanischen Volkswirtschaft stellt.

Das Wirtschaftswachstum für 2009 wurde nun von sechs auf zwei Prozent herunterkorrigiert. Nachdem Fidel Castro 2004 eine »Energierevolution« verordnet hatte, sank der Stromverbrauch tatsächlich kurzzeitig beträchtlich. Vor allem in den Wohnvierteln. Doch danach ging es wieder aufwärts, und in den ersten vier Monaten dieses Jahres musste Kuba 100 Millionen Dollar überplanmäßig für Erdölimporte ausgeben. Der Bedarf des Landes liegt bei gut neun Millionen Tonnen. Etwa vier Millionen fördert man selbst, und Venezuela liefert dieselbe Menge zu Präferenzbedingungen. Der Rest muss zu Weltmarktkonditionen dazugekauft werden.
Zugleich sind die Nickel/Kobaltpreise für Kubas ehemaliges Exportprodukt Nummer eins ins Bodenlose, nahe der Rentabilitätsgrenze, gefallen. Auch die Nachfrage nach kubanischen Dienstleistern (Ärzte, Lehrer, Trainer usw.) sinkt, weil die globale Kreditklemme den Entwicklungsländern Finanzprobleme verschafft. Ungewöhnlich schwere, andauernde Regenfälle im Osten und in der Mitte der Insel haben die Zuckerrohrernte unterbrochen, wobei diese selbst unter normalen Bedingungen keine überwältigenden Ergebnisse erbracht hätte. Und auch die Hurrikanschäden im Jahre 2008 im Wert von mindestens zehn Milliarden Dollar sind noch längst nicht behoben. Summa summarum gibt es in Kuba derzeit keinen Mangel an Hiobsbotschaften.

Auch die Vorbereitungen auf die nächste Hurrikan-Saison und die landesweiten Abwehrmaßnahmen gegen die A-Grippe kosten viel Geld. Ohnehin erschwert oder verhindert die seit 47 Jahren anhaltende Blockade der USA normale außenwirtschaftliche Beziehungen. Die dadurch bisher entstandenen Einbußen werden auf 93 Milliarden Dollar beziffert. Der Tourismus, der von Januar bis März einen beruhigenden Zuwachs verzeichnete, geht langsam zurück. Der Trend nach unten betrifft die gesamte Region. Allein Havanna hatte bis Anfang April diese Sorgen nicht, weil viele Touristen, die zum Beispiel Hotels in Mexiko reserviert hatten, nach Bekanntwerden der ersten Schweinegrippe-Berichte umbuchten und Kuba den Vorzug gaben, wo es bis heute nur vier Grippefälle gab. Einer verlief tödlich, betroffen waren ausschließlich einreisende Ausländer.

Auch die Kubano-Amerikaner fliegen in Scharen ein, nachdem Präsident Obama die Reisebeschränkungen aufgehoben hat. Dagegen hat die Streichung der Grenzen für private Geldüberweisungen aus den USA wegen der dortigen Krise eher mäßige Bereitschaft im Norden geweckt. Offiziell wurden zwischen 300 und 400 Millionen Dollar überwiesen. Vor Präsident George W. Bush war es fast eine Milliarde.
Die Kubaner, die die Jugendzeitung »Juventud Rebelde« in diesen Tagen befragte, wie sie die Situation einschätzen, sind selbstverständlich nicht glücklich, wenn sie daran denken, was da kommen kann. Aber übereinstimmend meinen Optimisten und Pessimisten: »Es gibt wohl kein Land auf der Welt, das besser auf Krisen vorbereitet und für ihre Bewältigung trainiert ist als Kuba.«

Neues Deutschalnd Leo Burghardt, Havanna
Neues Deutschland 30.05.2009









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