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Karawane der Pastoren
Trotz Embargo bringen die US-»Pastors for Peace« zum zwanzigsten Mal Hilfsgüter nach Kuba
Washingtons Embargopolitik gegen Kuba hält seit Jahrzehnten an – und also machen auch die »Pastors
for Peace« weiter. Die Pastoren für den Frieden (PfP) starteten am Freitag von den USA aus zum
zwanzigsten Mal zu ihrer Freundschaftskarawane, deren Ziel Havanna heißt. Es liegt ein langer Weg
vor den »Caravanistas«: Auf verschiedenen Routen durchqueren sie drei Wochen lang die USA, treffen sich
schließlich an einem Sammelpunkt in Texas, um dann gemeinsam die Grenze nach Mexiko zu passieren,
um von dort aus nach Kuba zu fliegen. Entlang der Tour werden Informationsveranstaltungen und
Pressekonferenzen durchgeführt sowie Solidaritätsspenden eingesammelt – und mancher
schließt sich der Karawane an.
Erstmals hatten sich im November 1992, zur Zeit der schwersten Krise in der Geschichte der sozialistischen
Insel, etwa hundert US-Bürger auf den Weg gemacht. 15 Tonnen Medizin, Milchpulver, Fahrräder und
Schulmaterialien sollten nach Havanna gebracht werden. Eine Lizenz hierfür wurde nicht beantragt, der
Transport war ein gewollter Verstoß gegen das US-Embargo, ein Akt des zivilen Ungehorsams. Die
zuständigen Behörden reagierten entsprechend rabiat: Finanzbeamte bedrängten beispielsweise
einen katholischen Priester, der Bibeln in der Hand hielt, mit denen er die Kubaner beglücken wollte.
In Washington protestierten Tausende gegen die Übergriffe. Die Regierung sah sich gezwungen, die
Karawane ziehen zu lassen.
Im Sommer 1993 versuchten die Behörden erneut, die Aktion zu stoppen. Dabei hatten es die
Finanzbeamten auf einen gelben Schulbus abgesehen, der mit der Begründung konfisziert wurde, Fidel
Castro könnte ihn als Militärtransporter zweckentfremden. Die 13 Insassen des Gefährts
traten umgehend in den Hungerstreik, in Havanna schlossen sich Kubaner in Sichtweite der US-Vertretung an,
erneut protestierten Tausende in Washington – wieder mit Erfolg. Seitdem stehen Schikanen auf der
Tagesordnung, aber bislang gelang es immer, mit den Gütern auch tatsächlich Kuba zu erreichen.
Die PfP sind eine Unterorganisation der Interreligious Foundation for Community Organization (IFCO), die
ihren Ursprung in der schwarzen Bürgerrechtsbewegung hat und die sich an den Prinzipien der
Befreiungstheologie orientiert. Die Organisation arbeitet unter anderem mit dem Martin Luther King Jr.
Memorial Center in Havanna und dem kubanischen Kirchenrat zusammen. Das Embargo, so die PfP, sei
»unmoralische Politik, die Hunger und Krankheit als politische Waffe benutzt«.
Mit der diesjährigen Karawane soll ausdrücklich der Forderung nach Aufhebung der
Wirtschaftsblockade und des Reiseverbots Nachdruck verliehen werden, so die PfP in einem Flugblatt.
Präsident Barack Obama habe in Aussicht gestellt, US-Staatsbürgern kubanischer Herkunft die
Reisen nach Kuba sowie den Geldtransfer zu erleichtern. Die PfP begrüßten dieses, wollen aber
mehr: »Alle US-Bürger müssen frei nach Kuba reisen können, und normale Handelsbeziehungen
müssen wieder aufgenommen werden.«
IFCO / Pastors for Peace
Birgit Gärtner
Junge Welt, 04.07.2009
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