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Ein Blick aus lateinamerikanischer Perspektive
Die kubanische Nachrichtenagentur Prensa Latina feiert ihren 50. Geburtstag
Prensa Latina erblickte am 16. Juni 1959 das Licht der Welt. Die Bestimmung war klar: eine Agentur mit
einer anderen Sicht als die der damaligen Medienmonopole zu etablieren – mitten in die Ströme der
internationalen Nachrichtenagenturen hinein und trotz geringerer finanzieller und technischer Mittel als
die Kontrahenten.
Die Geschehnisse in Lateinamerika und besonders das emanzipatorische Projekt der kubanischen Revolution
waren von Beginn an Prioritäten in der Berichterstattung der Agentur, die im Revolutionsführer
Fidel Castro und im Kommandanten Ernesto Che Guevara ihre maßgeblichen Impulsgeber hatte und im
argentinischen Journalisten Jorge Ricardo Masetti ihren ersten Direktor.
Rund 20 Journalisten waren es am Anfang, darunter solche, die später zu großer internationaler
Berühmtheit gelangten wie der Kolumbianer Gabriel García Márquez. Prensa Latina
entstand in einem internationalen Medienkontext, in dem kapitalistische Nachrichtenagenturen mit globaler
Reichweite dominierten und die Informationsflüsse quasi der ganzen Welt kontrollierten – mit Ausnahme
der sozialistischen Länder in Europa und Asien. Die nordamerikanischen Agenturen AP und UPI regierten
in Lateinamerika.
Prensa Latina hat sich von Anbeginn von den Mythen des bürgerlichen Journalismus distanziert und
offen ihre politische Verpflichtung gegenüber der revolutionären Sache verkündet, freilich
ohne auf die professionelle Strenge zu verzichten, die ihre Mission verlangt.
Die Identifikation von Prensa Latin mit der kubanischen Revolution bedeutete unter anderem, eine neue
Form des Journalismus zu praktizieren: objektiv, aber nicht unparteiisch, wie es der erste Direktor
Masetti proklamierte.
Mit der Expansion in den 70er und 80er Jahren stand die Agentur in voller Blüte, mit einer Produktion
von rund 400 täglichen Nachrichten in Spanisch, Englisch, Französisch und Portugiesisch, mit
Büros in 40 Ländern.
Teilweise erholt von der Wirtschaftskrise, die Prensa Latina Anfang der 90er Jahre getroffen hatte,
zählt Prensa Latina heute 26 Korrespondenten in 26 Ländern, 3 in Asien, 2 in Afrika, 5 in Europa
und 16 in Amerika. Wie zu den Hochzeiten werden wieder im Schnitt 400 Nachrichten täglich in
Spanisch, Englisch, Portugiesisch, Italienisch und Russisch verbreitet und die Agentur ist im Internet mit
einem Portal vertreten.
Während der ersten 50 Jahre seines Bestehens schaffte es Prensa Latina nicht nur, auftauchende
Hindernisse zu überstehen, sondern war auch fähig, einen eigenständigen Platz in den
Informationsströmen zu erobern, ohne auf ihre Prinzipien zu verzichten noch auf ihren Anspruch der
permanenten Suche nach der Wahrheit als höchsten Wert des revolutionären Journalismus, wie ihn
Masetti und seine Kollegen proklamiert haben.
Kooperation mit ND
20 Jahre nach dem Systemwechsel in den ehemals sozialistischen Staaten Europas kehrt die kubanische
Nachrichtenagentur Prensa Latina nach Deutschland zurück. Die Eröffnung dieser Zweigstelle ist
auch dank eines Kooperationsvertrages mit der sozialistischen Tageszeitung Neues Deutschland möglich.
Nach 1990 mussten viele der Büros in Europa schließen. Mit der Erholung der kubanischen
Wirtschaft in den vergangenen Jahren aber konnte das nach der Revolution 1959 gegründete
Nachrichtenunternehmen sein Korrespondentennetz wieder ausbauen. Nach der Wiedereröffnung der
Auslandsbüros in Panama und der Türkei (2005), Frankreich (2006), Uruguay und Indien (2007)
sowie Ägypten (2008) wird in Berlin die jüngste Vertretung der Agentur außerhalb Kubas
eingerichtet.
Als Korrespondent der Nachrichtenagentur wird der Journalist Harald Neuber künftig aus dem
deutschsprachigen Raum für Prensa Latina berichten. Die Zusammenarbeit zwischen Prensa Latina und ND
leistet damit einen aktiven Beitrag zur alternativen Information – auf beiden Seiten des Atlantiks.
Frank González García, Präsident von Prensa Latina
Übersetzung: Martin Ling
Neues Deutschland 25.07.2009
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