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»Wir wollen die US-Bürger zum Umdenken bewegen«
Freundschaftskarawane der »Pastoren für den Frieden« brachte Solidaritätsgüter nach Kuba. Gespräch mit Sabine Caspar


Sabine Caspar ist bei Cuba Sí in Hamburg aktiv. Sie brachte mit der Freundschaftskarawane der »pastors for peace« (pfp, Pastoren für den Frieden) in den USA gesammelte Solidaritätsgüter nach Kuba

Sie sind in diesem Jahr zum zwölften Mal mit der Freundschaftskarawane der »pastors für peace« (pfp – Pastoren für den Frieden) nach Kuba gereist. Welchen Weg haben Sie genommen?

Wir sind Anfang Juli von verschiedenen Orten in den USA aus in kleineren Gruppen gestartet. Auf 14 Routen ging es dann zum Sammelpunkt im Bundesstaat Texas. Vor dort aus überquerten wir die Grenze nach Mexiko und flogen von der Hafenstadt Tampico nach Kuba. Dort sind wir neun Tage geblieben.

Was ist das politische Ziel der Karawane?

Wir wollen dazu beitragen, die Menschen in den USA zum Umdenken zu bewegen, damit Druck auf die Regierung ausgeübt und somit letztlich die Aufhebung der Blockade durchgesetzt werden kann. Dazu wurden dieses Jahr entlang der verschiedenen Routen in 136 Städten Veranstaltungen organisiert – mal in einer Rösterei für fair gehandelten Kaffee, mal in einer Kirche, mal im Gemeindezentrum. Hauptthema war regelmäßig die wirtschaftliche Lage Kubas, das stark unter der Wirtschaftsblockade der USA leidet. Darüber hinaus wurden Hilfsgüter gesammelt, in diesem Jahr insgesamt 115 Tonnen.

Die Karawane ist aber nicht nur ein Akt der praktischen Solidarität, sondern auch des zivilen Ungehorsams. Es verstößt eindeutig gegen die Blockadebestimmungen, wenn wir diese Güter nach Kuba schaffen. Die Organisatoren lehnen es aber ab, eine Ausfuhrgenehmigung zu beantragen, weil sie damit die Blockade akzeptieren würden.

Gab es deshalb Schwierigkeiten beim Grenzübertritt?

Dieses Jahr fand bereits die 20. Karawane statt. Anfangs hatten die US-Behörden noch versucht, die Ausfuhr der Hilfsgüter zu unterbinden, mittlerweile beschränken sie sich auf Schikanen. In diesem Jahr wurden lediglich zwei Computer beschlagnahmt.

Schwieriger war es an der Grenze zu Mexiko, dort wurden alle Fahrzeuge von Zoll und Militär durchsucht, zum Teil mit Detektoren für Drogen, Sprengstoff und Munition. Zur Begründung hieß es, der Drogenhandel habe extrem zugenommen, deswegen komme es häufig zu Schießereien. Auf unserer Weiterfahrt nach Tampico wurden wir sogar von einer Militäreskorte begleitet.

Wie wurden Sie in Kuba aufgenommen?

In den USA haben sich die Medien so gut wie gar nicht für uns interessiert – in Havanna hingegen gab es bei unserer Ankunft schon am Flughafen eine Pressekonferenz. Die Karawane ist in der Bevölkerung sehr bekannt. Reverend Lucius Walker, Gründer der pfp, hatte ein Gespräch mit Raul Castro und wurde mit zwei anderen zusammen sogar von dessen Bruder Fidel empfangen. Die gesamte Gruppe wurde vom Parlamentspräsidenten Ricardo Alarcón eingeladen.

Hat sich mit dem Amtsantritt von US-Präsident Barack Obama die Chance verbessert, daß die Blockade aufgehoben wird?

Obama hat in Aussicht gestellt, US-Bürgern kubanischer Herkunft Reisen nach Kuba sowie den Geldtransfer zu erleichtern. Eine völlige Aufhebung des Embargos ist aber auch während seiner Präsidentschaft nicht in Sicht. Allerdings glauben die »Pastoren für den Frieden«, daß unter Obama eher eine Veränderung möglich ist als unter seinem Vorgänger.

Wie schätzen die pfp die neue politische Situation ein?

Die pfp sind ursprünglich aus der schwarzen Bürgerrechtsbewegung hervorgegangen, etwa die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Karawane sind daher Schwarze oder Latinos. Viele von ihnen sagten mir, daß für sie die Wahl Obamas eine größere symbolische Bedeutung hat, als wir Weißen und das vorstellen können.

Einige bedauerten allerdings, daß Obama den Beraterstab der vorherigen Regierung übernommen hat, vor allem in bezug auf die Lateinamerika-Politik. Es wurde auch kritisiert, daß er an der bisherigen Kriegspolitik festhält. Die Caravanistas, mit denen ich gesprochen habe, versprechen sich nicht zuviel von ihm, sie wissen, daß er letztlich ein Vertreter des herrschenden Systems ist.

junge Welt Interview: Birgit Gärtner
Junge Welt, 25.08.2009









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