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UNO lobt Kubas Gesundheitssystem
Karibikinsel in Seuchenbekämpfung Vorbild für die Dritte Welt
In Sachen Gesundheitsversorgung ist Kuba ein Vorbild für die gesamte Dritte Welt. Das attestieren die
Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen oder deren panamerikanische Ableger mit ihren
Zertifikaten Jahr für Jahr.
Seit Wochen ist es in Kuba glühend heiß, am Nachmittag ist ein kurzer aber starker Regenguss zu
erwarten, schlimmstenfalls scheint danach noch eine Stunde die Sonne, so dass das Regenwasser in dichten
Schwarten verdampft. Das ist der ideale Nährboden für Seuchen. Mit Dreien – Dengue,
Bindehautentzündung und A-Grippe schlagen sich hier im Moment Zigtausend Ärzte, Paramediziner,
Krankenschwestern, Kammerjäger und freiwillige Helfer herum: Sie gehen von Haus zu Haus und messen
Fieber, wer 37,5 hat, wird für eine Woche zur Quarantäne in ein Krankenhaus eingeliefert.
In Havanna rumoren von früh bis spät die »Bazookas«, das sind Geräte, mit denen man die
Wohnungen ausräuchert. Doch man kann die Ansteckungsgefahr zwar auf ein Minimum beschränken,
vermeiden lässt sie sich nicht. Die Gesundheitsbehörden hatten schon vor Monaten, als erstmals
von der Schweinegrippe die Rede war, versichert, dass sie jedwede Vorsorge getroffen hätten, um
Schlimmes zu verhindern. 553 Medikamente, die zur Grundausstattung gehören, produziert das Land
inzwischen selbst. 307 müssen importiert werden – aufgrund der US-Blockade, die gerade von Barack
Obama für ein Jahr verlängert wurde, meist zum doppelten oder dreifachen Preis.
Dahingegen unterziehen die USA zum ersten Mal seit 50 Jahren ein in Kuba nach jahrelanger Forschungsarbeit
erzeugtes Medikament gegen nichtoperable Krebsarten einer klinischen Prüfung. Das Präparat
Nimotuzumab heilt nicht, aber verlängert das Leben. Ein anderes Medikament gegen Lungenkrebs
(Montanide) wurde bereits erfolgreich geprüft. Es reduziert das Leiden auf den Status »chronisch«,
das heißt, nicht heilbar, aber unter Kontrolle.
Die Hepatitis B wird in Kuba bis Ende des Jahre eliminiert sein durch die Anwendung des im hiesigen
Zentrum für Biotechnologie entwickelten Heberbiovac HB. Kuba hat dieser Tage auch 18
US-amerikanischen Firmen angeboten, über eine Lizenz für ein kubanisches Produkt der
Biotechnologie zu verhandeln – einzigartig in der Welt – das in der Lage ist, die durch Diabetes
notwendigen Amputationen drastisch zu reduzieren. Allein in den USA müssen jährlich 80 000
solcher Fälle behandelt werden. Die Anzahl könnte durch Heberprot-P um die Hälfte
vermindert werden.
Die Blockade schadet in zunehmenden Maße nun auch den USA selbst, denn die Reputation der
kubanischen Wissenschaftler ist groß. Auch in der Aids-Forschung liegen sie weit vorn. Kuba
produziert einen Cocktail von Medikamenten der verhindert, dass die Patienten dem Tode geweiht sind.
Seit dem Sieg der Revolution hat Kuba 100 000 Mediziner ausgebildet, von denen viele zeitweise in
bedürftigen Ländern praktizieren. Der chinesische Vizepräsident Xi Jinping hat in Peking
mit dem Vizepräsidenten des kubanischen Ministerrats, Ricardo Cabrisas, unter anderem ein Abkommen
unterzeichnet, das eine engere Zusammenarbeit beider Länder auf dem Gebiet der Biotechnologie
vorsieht. Unterdessen übergab Chinas Nummer 2, Wu Banguo, in Havanna der hiesigen Regierung einen
Kredit von 600 Millionen Dollar – zinslos bzw. zu Vorzugsbedingungen. Er ist vorwiegend für den
Ausbau kubanischer Infrastrukturen gedacht. Eine sinnvolle Investition.
Leo Burghardt, Havanna
Neues Deutschland 17.09.2009
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