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Havanna freut sich auf Juanes
Megakonzert »Frieden ohne Grenzen« auf dem Platz der Revolution
Havanna fiebert dem Open-Air-Ereignis mit dem Titel »Frieden ohne Grenzen« entgegen. 15 in- und
ausländische Bands treten unentgeltlich auf dem Platz der Revolution auf, darunter der
kolumbianische Rockstar Juanes und der spanische Popsänger Miguel Bosé.
Seit Mitte der Woche steht die Bühne, sind die Kabel installiert, die Standorte für Lautsprecher
und die Riesenleinwand skizziert – das Mega-Konzert für den »Frieden ohne Grenzen« kann beginnen. Auf
der Bühne: der 37-jährige kolumbianische Popsänger, Komponist und zwölfmalige
Grammy-Gewinner Juanes (Juan Esteban Aristizabal) und seine 14 Kollegen aus Kuba, Spanien, Ecuador,
Italien und Puerto Rico. Ab 14 Uhr Ortszeit werden sie am Sonntag vor einem Auditorium von 600 000 auf
Anregung Juanes weißgekleideten Kubanerinnen und Kubanern aufspielen. Die Menschenwerden sich um die
Tribüne am Platz der Revolution scharen wie 1998, als Papst Johannes Paul II. am selben Ort predigte
und den historischen Satz prägte: »Die Welt möge sich Kuba öffnen und Kuba der Welt.«
Kuba hat sich geöffnet. Weil jedoch die Veranstalter des Konzerts ohne Sponsoren – die Musiker
spielen ohne Gage, die übrigen Kosten übernimmt das kubanische Institut für Musik –
versichert haben, ihre Initiative diene dem Frieden und fühle sich keiner politischen Richtung
verpflichtet, soll hier nicht aufgerechnet werden, wer sich gegenüber Kuba nicht geöffnet hat.
Es ist das zweite Konzert dieser Art, das Juanes veranstaltet. Das erste »Frieden ohne Grenzen« zog im
März 2008 an der Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela zigtausend Menschen an, die nicht nur der
Musik wegen gekommen waren, sondern weil sie mit Beunruhigung die zunehmenden Spannungen zwischen
Bogotá und Caracas zur Kenntnis nahmen. Diesmal will Juanes, der Komponist und Interpret zu Herzen
gehender Ohrwürmer wie »Das schwarze Hemd« und »Ich bitte Gott«, eine Brücke schlagen von
Kubanern zu Kubanern und – wenn möglich – von den USA zu Kuba.
Juanes lebt in Miami. Und seit seine Idee dort publik wurde, hat ihn das zusammengeschrumpfte, aber nach
wie vor einflussreiche ultrakonservative kubanische Exil der Uralten verfolgt: Morddrohungen, falls er
seinen Auftritt nicht absage. Die Polizei deckte sein Haus mit Spezialagenten, in der berüchtigten
Calle 8 zertrümmerten etwa 100 Fanatiker mit Hämmern CDs von ihm. Hier in Havanna vom ND
befragte Kubaner beiderlei Geschlechts bezeichneten die Vandalen ausnahmslos als »Verrückte«,
»Idioten«, »infame Störenfriede« und »Gott sei Dank aussterbende Art«. Einige meinten, diese Wut sei
gar nicht so sehr gegen Juanes gerichtet, mit dem sich unter anderem Julio Iglesias und Placido Domingo
solidarisierten – »alles, was als positiv für Kuba ausgelegt werden könnte, lässt sie den
Verstand verlieren.«
Einige Künstler hatten nach den ersten Krawallen ihre Teilnahme an dem Konzert zum Weltfriedenstag
zurückgezogen. »Wie stehen Sie dazu«, wurde Juanes gefragt. Antwort: »Ich respektiere deren
Entscheidung, ich lebe in Miami und weiß, wie das ist.« Nichts sei schlimmer als dieses Exil,
»dessentwegen ich nicht auf den Straßen spazieren kann, die auch mir gehören«. Der Spanier
Miguel Borsé sagte nur: »Ich gehe nach Kuba, weil ich will!«
Die Pueorto-Ricanerin Olga Tañón (fünf Grammys) wird das Konzert, das live
übertragen wird und über Internet auch in Deutschland empfangen werden kann, eröffnen. Sie
ist die einzige Frau unter 14 Männern. Der Vorfreude tut dies keinen Abbruch.
Leo Burghardt, Havanna
Neues Deutschland 19.09.2009
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