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Logik des Terrors
Eine jW-Veranstaltung zur Kuba-Blockade
Im kommenden Jahr wird die vom damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy verhängte
Wirtschaftsblockade gegen Kuba 50 Jahre alt. Sie war von Anfang an mit Spionage und terroristischen
Aktivitäten verbunden – bis heute. Dem Embargo und dem »unerklärten Krieg gegen Kuba« war am
Montag eine gemeinsame Veranstaltung von Netzwerk Cuba Informationsbüro e. V. und jW in Berlin
gewidmet. Wer heute nach Miami komme, schilderte der Filmemacher und Publizist Ekkehard Sieker vor etwa
100 Gästen in der jW-Ladengalerie, könne rasch Zugang zu exilkubanischen Gruppen erhalten, die
ihr Training für Mord und Sabotage in aller Öffentlichkeit absolvierten. Sieker sprach von einer
»Logik des Terrors«, der die USA folgten. Kubas neuer Botschafter in der Bundesrepublik Raúl Becerra
Egana bezeichnete die Blockade als eine grausame Politik, die konzipiert sei, um die Bevölkerung
Kubas mit Hunger und Krankheiten zu bekämpfen. Den jährlichen direkten wirtschaftlichen Schaden
für die Insel bezifferte er auf etwa drei Milliarden US-Dollar. In Jahren wie 2008, als
Wirbelstürme große Teile der kubanischen Agrarproduktion vernichteten, verschärfe sie die
Lage zusätzlich. Schmerzhafte Auswirkungen habe die Blockade etwa in der Medizintechnik, in der es
einige Geräte und Medikamente für Herzoperationen bei Kindern nur in den USA gebe.
Der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Gehrcke (Die Linke) erklärte, in seiner Partei sei eine klare
politische Vorstellung für eine vernünftige Haltung zu Kuba nötig, und warnte vor einer
»Obama-Euphorie«: Der neue US-Präsident habe zwar in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit keinen
neuen Krieg begonnen, aber auch keinen beendet. Die Linke müsse es zu ihrer Forderung machen, die
»Blockade sofort und bedingungslos zu beenden«. Er fand Beifall für seinen Vorschlag, am Jahresende
eine Aktion für Kuba zu starten, die sich an die Solidaritätskonzerte des DDR-Rundfunks anlehnt.
Junge Welt, 14.10.2009
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