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HAVANA WOMAN
In Havanna kennt sie jeder Taxifahrer, in der Karibik ist sie ein Star. Jetzt will Dayani, die "Pink von Kuba", auch Europa erobern. Gelingen soll das mit deutscher Hilfe. Für ihr neues Album "Havana Woman" nahm sich der Hamburger Songtexter und Musikproduzent Walter Wigand mit Erlaubnis des Verlages "Marmor, Stein & Eisen bricht" vor, arrangierte den Gassenhauer neu und kreierte aus Drafis unsterblicher Zeile "DAM DAM" eine knallige, sommertaugliche "Hymne an Kuba". Auch ansonsten wurde rauschhaft produziert:
Dayani präsentiert sich mit Power-Stimme und kraftvollen Balladen - die Klassiker des Pop-Universums leuchten und schimmern: bestechend tanzbarer Europop flirtet hier mit Salsa. "Havana Woman" ist laut, wild und anmaßend; mal grell wie das Booklet, mal kitschig wie das Cover, mal donnernd pathetisch, mal bombastisch und schnulzig, mal hämmernd martialisch - gleich das Intro (Track 01), die kubanische Nationalhymne, zelebriert Gitarrist Erlend Krauser mit einer Inbrunst, als wär's ein Stück von Queen... "Da brauch ich erst mal einen Schnaps!" entfuhr es Schlager-Ikone Christian Bruhn nach der knapp einstündigen Präsentation.
DIE STORY
"Dam Dam - Dam Dam!" Es gibt deutsche Hits, die kennt jeder. Die sind nicht umzubringen. Die kommen immer wieder. Und erobern sich noch ferne Länder - wie als "Numero Uno" in Fidel Castros Inselstaat Kuba. Das Paradebeispiel gibt "Marmor, Stein und Eisen bricht" aus der Feder des deutschen Schlager-Kings Christian Bruhn.
Drafi Deutscher jubelte "Dam Dam" 1965 hoch zum überall gepfiffenen Gassenhauer. Im letzten Sommer war Dam Dam - Viva Drafi!" auf Mallorca der Dancefloor-Feger - in einer spanischen Neuversion mit der kubanischen Popsängerin Dayani. Ende Januar bringt das Hamburger Label Fireball Dayanis Album "Havana Woman" auf den deutschen Markt - inklusive der Single "Dam Dam". Auf die Idee eines interkulturellen Musikprojekts zwischen der Karibikinsel und der Hansestadt muss man erst mal kommen. Musikproduzent Walter Wigand hatte sie. Ihre Umsetzung verdankt er seiner Kuba-Begeisterung und Beharrlichkeit. Der Hamburger Musical-Autor und Synchronsprecher benötigte zwei Jahre, um die staatliche kubanische Plattenfirma Egrem zu überzeugen, seine Ode an Kuba "Patria o Muerte" 2006 zu produzieren. Nun folgt das Album - und einer seiner Träume hat sich endlich erfüllt, wie schon 2008 bei der Heirat mit der Medizinstudentin Mileidis Mercedes Rodriguez Duarte.
Begonnen hat Wigands "Kuba-Fieber" 1999 mit einem gewöhnlichen "Touri-Trip", wie er sagt. "Was ich hier nie gefunden habe, fand ich dort", schwärmt er noch heute: "Das ungebrochene Verhältnis der Menschen zum Gefühlspathos und zur Vergangenheit." Jetzt weiß er auch um ihre ambivalente Lebenshaltung: "Die dort leben, gerade die Jungen, wollen nur raus. Doch kaum sind sie draußen, wollen sie wieder zurück."
Kubas Geschichte, der Ritmo und die Widersprüche im Alltagsleben inspirierten Wigand zu den Texten von "Patria o Muerte" und der Nachfolge-Single "Volverán", die von fünf Widerstandskämpfern in amerikanischer Haft handelt. Ist der 46 Jahre alte Deutsche etwa ein idealistischer Altkommunist? Schallendes Lachen ist die Antwort. "Nein, aber ich bin Fidelist", gibt Wigand grinsend zu. "Ich habe kein Problem mit Kommunismus oder Sozialismus, solange sie meine Fantasie nicht einengen." Es bedurfte einiger Überzeugungskraft des cleveren Musik-Globetrotters, etlicher Verbindungen und riskanter Selbstfinanzierung, um "die Freiheit" für seine Albumpläne zu erhalten: Ohrwürmer aus Klassik (Händels "Largo") oder US-Pop ("Nights in White Satin") mit spanischen Lyrics und Salsa-Sound neu aufzuheizen. Mit der Blues- und Pop-Sängerin Dayani konnte er auch die attraktive girl group Sexto Sentido als Background-Sängerinnen gewinnen.
Der "Dam Dam"-Refrain lautet bei Wigand: "Mármol, hierro y piedra romperán/siempre quiero regresar" (Marmor, Stein und Eisen mögen zerbrechen - immer werde ich es lieben zurückzukehren). Klaro: Das Bekenntnis des Hamburgers - bei Kubas Zollbeamten bekannt als El loco alemán (der Verrückte aus Deutschland) - zu seiner zweiten Heimat.