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Russland auf den Spuren der Sowjetunion in Kuba
Alte Kontakte werden wieder aufgenommen


Mit einer Reise in vier Staaten Mittelamerikas und der Karibik baute Russlands Außenminister Sergej Lawrow jüngst die wirtschaftlichen und politischen Bande zu den Ländern der Region aus. Größte Aufmerksamkeit fand sein Besuch in Kuba.

Havanna war die erste Station der Vier-Staaten-Reise Sergej Lawrows. Gemeinsam mit Kubas Staats- und Regierungschef Raúl Castro und im Beisein zahlreicher lateinamerikanischer Diplomaten eröffnete der Außenminister am 11. Februar die 19. Internationale Buchmesse des sozialistischen Inselstaates. Russland ist auf der diesjährigen Bücherschau Gastland, im Mai werden russische Unternehmen zudem auf der internationalen Tourismusmesse in der kubanischen Hauptstadt auftreten.

Wie schon zu Zeiten der Sowjetunion ist Kuba für das heutige Russland ein politischer Brückenkopf nach Lateinamerika. Seit den 60er Jahren hatte die UdSSR enge Verbindungen zur revolutionären Regierung in Havanna gepflegt. Kuba wickelte bis zum Zusammenbruch des Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) rund 80 Prozent seines Außenhandels mit diesem Wirtschaftsverband ab. Nach dem Ende der Sowjetunion litten nicht nur die wirtschaftlichen Beziehungen. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wurde Russland die von den USA lange kritisierte Militärpräsenz in Kuba zu kritisch: 2002 ließ Wladimir Putin das russische Abhörzentrum Lourdes nahe der Hauptstadt Havanna, das seit 1964 auch Kuba mit Informationen versorgte, ohne vorherige Information der kubanischen Führung demontieren.

Doch seit 2005 geht es in zunehmendem Tempo wieder aufwärts in den Beziehungen zwischen beiden Staaten. Ohnehin sei Russland nie »aus unserem sentimentalen Hinterhof verschwunden, egal was auch immer geschehen mochte«, schrieb die kubanische Jugendzeitung »Juventud Rebelde«. Denn überall auf der Insel habe es seine Spuren hinterlassen. Die Kooperation soll nun vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet wieder verstärkt werden. Lateinamerika habe sich offensichtlich zu einem Zentrum wirtschaftlichen Wachstums entwickelt, sagte Lawrow zu Beginn seiner Lateinamerika-Reise in Havanna. Die Möglichkeiten der Kooperation nähmen damit zu, »und natürlich will Russland Teil dieser Prozesse sein«, erklärte der Außenminister. Russland und Kuba teilten heute »gemeinsame Ideale« und seien durch eine »wahrhaft strategische Partnerschaft verbunden«. Als Beispiel nannte Moskaus Chefdiplomat den gemeinsamen Einsatz beider Staaten für eine Sondersitzung der UNO-Vollversammlung am Tag des Sieges über den Faschismus vor 65 Jahren. Überhaupt hob er mehrfach das gemeinsame Vorgehen in der UNO hervor. Drei Vereinbarungen unterzeichnete er mit seinem Amtskollegen Bruno Rodríguez in Havanna.

Politische Experten beobachten die Wiederannäherung zwischen Kuba und Russland mit großer Aufmerksamkeit. Die Präsenz Russlands auf der diesjährigen Buchmesse sei ungewöhnlich, »weil damit ein Prozess der Transition unterbrochen wird, der seit dem Ende der UdSSR die Beziehungen zwischen beiden Staaten geprägt hat«, sagte die US-amerikanische Professorin für Lateinamerikawissenschaften, Jacqueline Loss, im Gespräch mit ND in Havanna. Beide Seiten knüpften auf der Literaturmesse bewusst an die Symbolik aus der Zeit der UdSSR an, meinte die Regionalwissenschaftlerin und Expertin für kubanisch-russische Beziehungen. Dass es sich dabei um keinen kurzfristigen Trend handelt, glaubt Loss am Verlagsprogramm Kubas zu erkennen: Noch nie zuvor seit den geopolitischen Umbrüchen 1990 sei so viel Erinnerungsliteratur über die Kontakte zwischen Kuba und der Sowjetunion erschienen.

Präsident Raúl Castro machte kürzlich keinen Hehl aus seiner Meinung, als er sagte, die Welt sei sicherer mit einem starken Russland. Dessen Vorstoß in den einstigen »Hinterhof« der USA ist auch über Kuba hinaus betrachtet kein kurzfristiger Trend. Mit den Staaten der Bolivarischen Alternative für Lateinamerika (ALBA) unterhält Russland inzwischen rege Wirtschaftskontakte. Nach Kuba reiste Lawrow zudem nach Nicaragua, Guatemala und Mexiko. Dort wurde übrigens vereinbart, dass im September anlässlich des 200. Jahrestags der Unabhängigkeitserklärung Mexikos erstmals auch russische Soldaten über den Zocalo in Mexiko-Stadt paradieren werden.

Neues Deutschalnd Harald Neuber
Neues Deutschland 23.02.2010









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