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Berlins Mann in Havanna


Der umtriebige Herr Pellet

Die Geschichte des deutschen Diplomaten, der sich um die Menschenrechte der "Dissidenten" sorgt

Als Mitte März 2010 die "Damen in Weiss" in Kubas Hauptstadt Havanna auf die Straße gingen, begleiteten sie verschiedene westliche Diplomaten. Besonders engagiert zeigte sich der Deutsche Volker Pellet. Von ihm wird berichtet, dass er sich gerade jetzt den sogenannten "Dissidenten" in Kuba widmet, obwohl - oder vielleicht weil - er in der Vergangenheit Funktionen innehatte, die nichts mit dieser Art von "Menschenrechten" zu tun hatten. Über die tatsächlichen und nachgewiesenen Menschenrechtsverletzungen, die er während seiner Karriere selbst miterlebt hat, zieht Pellet vor, nicht zu reden.

Pellet bei Fischer

Nach offiziellen Unterlagen des Auswärtigen Amtes in Berlin ist der Diplomat nun Geschäftsträger der deutschen diplomatischen Vertretung in Kuba. Allerdings war er auch stellvertretender Sprecher des deutschen Außenministers Joseph Martin "Joschka" Fischer; nahm an einer europäischen Konferenz über Sicherheit und Verteidigung teil, tauchte als Beobachter im Sicherheitsrat der UNO auf und bereitete im Kosovo (1994 11996) die Ankunft der NATO vor, damit deren Bombardierungen und die Massaker ihrer Verbündeten.

Volker Pellet, der mit seinem Verhalten eher den Eindruck erweckt, als sei er eigentlich ein Agent des deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND) betrat unter der rot-grünen Bundesregierung von Kanzler Gerhard Schröder die politische Bühne. So fungierte er von 2000 bis 2001 als Vizesprecher von Außenminister Fischer. Den Volontären der Hamburger Morgenpost berichtete Pellet Einzelheiten aus der Vita seines Chefs, die das Sensationsblatt in seiner Ausgabe vom 14. Juli 2000 aber nicht abdruckte. "Vor allem aber verrät Pellet Details aus dem bewegten Leben eines Außenministers - diese Informationen natürlich nur "unter drei", heißt es dort unter Hinweis auf die zwischen Politikern und Journalisten übliche Geheimhaltungsklausel. Damals befasste sich die deutsche Presse allerdings gründlich mit der Vergangenheit Fischers, der seine politische Karriere als "Linksextremist" begann. Deutsche Medien belegten unter anderem unter Rückgriff auf Fotos, die in ihren Archiven lagen, dass Fischer Molotov-Cocktails warf, die Polizei angriff und "Terroristen" sein Auto lieh. "Unter normalen Umständen würde Fischer im Gefängnis enden, und unter keinem Umstand würde man Fischer erlauben, Türsteher des Ministeriums zu sein, geschweige denn Minister", kommentiert eine Quelle, die hinzufügt: "Wenn die faktischen Mächte des bundesdeutschen Staates ihn schließlich Minister werden liessen, dann nur, weil dieses einflussreiche Mitglied der Partei Die Grünen sich in der Vergangenheit gewisse Verdienste erworben hatte."

Im Bundeskanzleramt

Zurück zu Pellet: 2002 stand sein Name auf der Liste der Diplomaten seines Landes, die ihre Tätigkeit in den Korridoren des Sicherheitsrats der UNO entfalteten. Viel interessanter ist aber, dass Pellet im Januar 2007 dem deutschen Bundeskanzleramt zugeteilt war, als er in Berlin an der Konferenz der "Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik" (ESVP) teilnahm. Die ESVP war damals der politisch-militärische Organismus, durch den die EU ihre ersten außereuropäischen militärischen Interventionen vorbereitete und durchführte. Dazu zählen die Militäroperationen in der Demokratischen Republik Kongo und im Tschad. Die beiden afrikanischen Länder sind für die Europäer wegen ihrer Bodenschätze und strategischen Lage interessant. Auf der Liste der Konferenzteilnehmer steht Pellets Name zwischen Personen, die keinerlei Beziehung zu "Menschenrechten" haben. Dazu zählen zum Beispiel Kaspars Ozolins, der Direktor für Sicherheitspolitik des Außenministeriums von Lettland; der Generalleutnant Jean-Paul Perruche, Generaldirektor des Militärrats der Europäischen Union; Pete Pürainen, EU-Berater des Verteidigungsministeriums von Finnland. Es macht stutzig, dass die Liste den Aufgabenbereich Pellets nicht nennt: Unter seinem Namen steht lediglich "German Federal Chancellery" (Deutsches Bundeskanzleramt). Dort war er Sicherheitsberater in der Abteilung 211, heißt es aus gut informierten Kreisen. Die Abteilung befaßt sich, laut Organigramm des Kanzleramtes, mit der Außen- und Sicherheitspolitik. Die Regierungszentrale verfügt auch über eine Abteilung 6, die die Geheimdienste des Bundes - allen voran den BND - steuert. Ein Schelm, wer jetzt Böses denkt...

Pellet im Kosovo

Wenn man weiter in den Archiven sucht, entdeckt man, dass Pellet Konsul an der Deutschen Botschaft in Belgrad und mit der Akte Kosovo befasst war. So geht aus offiziellen kosovarischen Informationen hervor, dass er 1995 mit Ibrahim Rugova, dem inzwischen verstorbenen Führer der Sezessionsbewegung, zusammentraf. Diesem half er bei der Organisation von Attacken gegen die serbische Regierung, die dann zur Besetzung des Territoriums durch NATO-Truppen führten.
In ihren Erinnerungen "Die Jagd - ich und die Kriegsverbrecher" erzählt die frühere Generalstaatsanwältin des Internationalen Gerichtshofs für Kriegsverbrechen in Jugoslawien, Carla Del Ponte, wie 1999 bei der Bombardierung Serbiens und Kosovos durch den 78 Tage währenden NATO-Angriff Hunderte von Menschen starben - und zwar in Krankenhäusern, Schulen, Parks und sogar in Kirchen.
Volker Pellet, der Freund der bezahlten kubanischen "Dissidenten" weiß ganz sicher besser als jeder andere von diesem Massaker. Sicherlich wird er auch etwas über die Untaten in der US-Militärbasis "Camp Bondsteel" wissen müssen (die als eine "Version von Guantánamo" beschrieben wird), weil er sie persönlich besucht hat. Und natürlich wird er viel über das jetzige Kosovo berichten können, zu dessen Entstehen er seinen bescheidenen Beitrag leistete. Wie man hört, wird das heutige Kosovo beherrscht von Banden, die schmuggeln sowie mit Drogen und Frauen handeln.

Zufall

Sicherlich ist es lediglich ein reiner Zufalls, dass der tschechische Diplomat Frantisek Fleisman, der Pellet bei den jüngsten Demonstrationen begleitet hatte, am Spitzentreffen der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) teilnahm, das in San Pedro Sula, in Honduras, vom 2. bis 3. Juni 2009 stattfand. Er tat das als Beobachter neben dem tschechischen Botschafter in Costa Rica. Wäre er noch etwas länger geblieben, hätte er am 28. Juni 2009 den Staatsstreich gegen den Präsidenten Manuel Zelaya miterlebt.

Haiti

Aber Pellet treibt es nicht nur auf Kuba um. So berichtete das Hamburger Abendblatt in seiner Ausgabe vom 24. Januar 2010, dass er auf Haiti als Geschäftsträger der Deutschen Botschaft in Port au Prince tätig war. "Er führt den Transport verschiedener Hilfsorganisationen an", heißt es in dem Bericht über die Lage nach dem Erdbeben.
Interessant ist auch, wer Pellets Freunde sind: zum Beispiel die in Europa sehr bekannte kubanische Bloggerin Yoani Sánchez und Joseph Biechele, auf dessen Namen ihre Internet-Site bei der Firma Cronos AR, Regensburg, registriert ist. Angeworben hat er Sánchez, als sie in der Schweiz lebte. Er ist damals dann bei den Behörden für sie tätig geworden. Und nun taucht er in Kuba auf, wo er die Personen medial unterstützt, die die Feinde der kubanischen Revolution verteidigen. Das geschieht im Namen seiner "diplomatischen" Auslegung von "Menschenrechten".

Jean-Guy Allard Der kanadische Journalist Jean-Guy Allard lebt auf Kuba. Er publiziert regelmäßig über die offenen und verdeckten Interventionen der CIA in der Region.

Magazin Geheim GEHEIM Nr. 1/2010 - 7. April 2010
www.geheim-magazin.de











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