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Kubas Weißkittelexport
In Cienfuegos werden 125 Südafrikaner als Ärzte ausgebildet


Mehrere kubanische Hochschulen – so auch die Universität in Cienfuegos – bilden seit Jahren junge Afrikaner für den medizinischen Dienst ihrer Heimatländer aus. Die Studenten kommen in aller Regel aus bitterarmen Familien, die es sich selbst nie hätten leisten können, ihren Kindern eine solche Möglichkeit zu bieten. Kuba fordert von seinen afrikanischen Gästen keinerlei Gebühren und gewährt ihnen überdies auskömmliche Stipendien. Die jungen Mediziner kehren fast immer hochmotiviert und mit der Absicht auf den schwarzen Kontinent zurück, ihrerseits den dort Mittellosen nach besten Kräften zu helfen.
Diese Einstellung bringt ihnen bei der schmalen Schicht alteingesessener Ärzte, deren Motiv meist maximaler Gelderwerb ist, natürlich keine Sympathien ein.

Sydney Makale Moroasale, der in Cienfuegos derzeit eine erstklassige Ausbildung genießt, stammt aus Südafrikas Kap-Provinz.
"Die Menschen um mich herum litten an den verschiedensten Krankheiten", äußerte es in einem Interview. "Warum sollte ich nicht der Junge sein, von dem sie Hilfe bekommen? Es war stets mein Traum, Arzt zu werden.

Allein in Cienfuegos sind gegenwärtig 125 südafrikanische Medizinstudenten immatrikuliert, während 224 ihrer Landsleute an anderen Universitäten Kubas in der gleichen Disziplin auf ihre künftige Tätigkeit vorbereitet werde. Seit 2005 haben 286 afrikanische Ärzte in Kuba Diplome medizinischer Fakultäten erworben. Der kleine Karibikstaat, der nach dem Sieg der Revolution ein umfassendes, weltweit anerkanntes öffentliches Gesundheitswesen aufgebaut hat, besitzt in dieser Hinsicht einen besonderen Ruf. Selbst Ärzte, die in Ländern arbeiten, welche Kubas Gesellschaftsordnung negativ gegenüberstehen, sparen da nicht mit Lob. Dr. Arachu Castro, ein aus Spanien stammender Sozialmediziner an der Harvard University, faßte seine Meinung in die Worte. "Es ist international bekannt, daß die ärztlichen Standards in Kuba besonders hoch sind und die medizinische Ausbildung als ausgezeichnet gilt."

Dr. Julio Padron Gionzalez, der in Cienfuegos für die Unterrichtung ausländischer Medizinstudenten verantwortlich zeichnet, nannte Kriterien des dortigen Lehrprogramms: "Uns geht es vor allem um die Ausbildung von Familienärzten, die im kommunalen Gesundheitswesen wirken sollen." 90% aller Patienten ließen sich auf der Ebene präventiver Medizin behandeln.

In den letzten Jahren sind gerade aus Südafrika Tausende Ärzte höherer Einkünfte wegen in westliche Länder abgewandert. Ähnlichen Problemen sieht man sich allenthalben auf dem schwarzen Kontinent gegenüber. Kubas Programm zur Ausbildung junger Afrikaner zielt genau entgegengesetzter Richtung An seinen Hochschulen sind z. Zt. etwa 30.000 ausländische Studenten, meist aus Entwicklungsländern, eingeschrieben.

"Kuba hat unter Beweis gestellt, daß man nicht wohlhabend sein muß, wenn man anderen Nationen helfen will", erklärte Segun Banigbetan Baju, Nigerias Botschafter in Havanna. Seit den 70er Jahren hat die Heimat Fidel und Raúl Castros dem sogenannten Brain Drain – der Abwerbung hochqualifizierter Akademiker in die entwickelten kapitalistischen Länder – äußerst erfolgreich entgegengewirkt.

Allein nach Afrika wurden 17.000 in Kuba ausgebildete Spezialisten zurückgeschickt. Mehr als die Hälfte arbeitet als Ärzte, Krankenschwestern oder Pfleger. Außerdem sorgte Havanna für die Errichtung neuer medizinischer Schulen in Äthiopien, Gambia, Äquatorial-Guinea und Guinea-Bissau.
"Ich bürge mit meinem Leben dafür, daß kein Arzt, der in Kuba studiert hat, jemals sein Land im Stich lassen wird", versicherte der eingangs vorgestellte Moroasale.

"Die etablierten südafrikanischen Doktoren dürften wohl kaum bereit sein, ihre aus Kuba kommenden Kollegen zu akzeptieren, zumal diese Patienten nicht zunächst danach fragen, ob sie auch die Rechnung begleichen können", meint Clara Esther Gomez, die an der Universität von Cienfuegos junge Ausländer unterrichtet. "Es wird sich eine Schlacht der Ideen entwickeln, bei der letzten Endes der aus Kuba mitgebrachte Humanismus den Sieg davontragen muß."

junge Welt Rotfuchs, Juli 2010
gestützt auf "The Socialist Correspondent", London








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