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Es gibt Hoffnung


Von den Abgeordneten begeistert gefeiert ist der frühere kubanische Präsident Fidel Castro am Samstag zum ersten Mal nach seiner schweren Erkrankung wieder vor dem Parlament in Havanna aufgetreten. Der Staatsrat hatte die Nationalversammlung in der vergangenen Woche eigens zu einer Sondersitzung zusammengerufen, um über »wichtige Themen der internationalen Politik« zu beraten, wie es in der Ankündigung geheißen hatte. Bei der regulären Parlamentssitzung eine Woche zuvor hatte Fidel noch gefehlt. Wie schon in seinen letzten »Reflexionen «, die regelmäßig von der kubanischen Presse veröffentlicht werden, warnte Castro auch in seiner rund zehnminütigen Ansprache vor den Abgeordneten erneut vor einem drohenden Atomkrieg gegen den Iran. Allerdings räumte er selbst ein, dabei teilweise übertrieben zu haben. So war er davon ausgegangen, daß sogar die Fußballweltmeisterschaft nicht zu Ende gespielt werden würde, weil der Krieg zuvor beginne: »Anfangs, vor nur acht Wochen, dachte ich, daß es für die unmittelbare Kriegsgefahr keine Lösung gebe.« Er habe ein Überleben der Menschheit nur noch in »einigen isolierten Regionen des Planeten« für wahrscheinlich gehalten. »Zum Glück dauerte es nicht lange bis mir klar wurde, daß es sogar sehr große Hoffnung gab. Aber wenn diese Chance nicht genutzt würde, hätte die Katastrophe die schlimmsten Konsequenzen. Dann gäbe es für die Menschheit keine Rettung. Ich bin mir jedoch sicher, daß dies nicht passieren wird, sondern im Gegenteil jetzt gerade die Voraussetzungen für eine Situation geschaffen werden, von der man bis vor sehr kurzer Zeit nicht einmal träumen konnte.«

Als positive Anzeichen für ein Umdenken des US-Präsidenten Barack Obama und seiner Berater wertete Castro die »Beendigung der Folter« des in den Vereinigten Staaten inhaftierten Kubaners Gerardo Hernández. Der in seinem Heimatland als Held verehrte Hernández, der wie vier weitere Kubaner seit fast zwölf Jahren in den USA inhaftiert ist, weil sie rechtsextreme Terrororganisationen in Miami unterwandert hatten, war am 21. Juli in eine Arrestzelle verlegt worden. Nach massiven internationalen Protesten hatten die Behörden diese Maßnahme, die von Havanna als Folter angeprangert worden war, in der vergangenen Woche beendet. Der nächste Schritt zu einer Entspannung der Lage dürfte nach Ansicht des kubanischen Expräsidenten nun eine Besuchsgenehmigung für Hernández’ Ehefrau Adriana Pérez sein, die ihren Mann seit dessen Verhaftung nicht mehr besuchen durfte, oder sogar seine Freilassung.

Parlamentspräsident Ricardo Alarcón griff diese Einschätzung Castros zu Beginn der anschließenden Debatte auf und erinnerte an die Erklärung von Gerardo Hernández nach dessen Entlassung aus der Arrestzelle. Dieser hatte sich in einem kurzen Schreiben vor allem auch an den Revolutionsführer gerichtet: »Danke, Comandante, für diese Freude, Sie so stark wie immer zu sehen!« Als erste Rednerin bezeichnete die Abgeordnete Pura Avilés die Sitzung als historisch, weil Castro seinen Sitz als Abgeordneter wieder eingenommen habe. Sie fragte ihn, ob Obama dazu in der Lage wäre, »eine solche Grausamkeit« begehen könnte, den Angriffsbefehl gegen Iran zu geben. »Nicht, wenn wir ihn überzeugen«, antwortete Fidel ihr knapp. Kenia Serrano, die Präsidentin des Kubanischen Instituts für Völkerfreundschaft (ICAP), erklärte, sie habe keinen Zweifel daran, daß China und Rußland versuchten, den US-Präsidenten davon zu überzeugen, daß die Probleme nicht mit Krieg gelöst werden könnten. Die Parlamentsdebatte wurde nicht nur vom kubanischen Fernsehen, sondern auch vom US-Kanal CNN übertragen.

junge Welt Santiago Baez
Junge Welt, 09.08.2010








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