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Hartnäckiger Machismo


Monika Krause-Fuchs berichtete in Berlin über ihre Arbeit als Sexualaufklärerin in Kuba. Haß traditioneller Männer veranlaßte sie 1990 zur Rückkehr nach Deutschland- Spricht sie von Kuba, funkeln die Augen von Monika Krause-Fuchs. »Ich habe fast 30 Jahre diesem Land gewidmet. Das waren die besten Jahre, die intensivsten«, sagt sie.

Gut zwei Dutzend Frauen und drei Männer, unter ihnen ihr Lebensgefährte Harry Fuchs, waren Ende vergangener Woche ins Berliner Frauenzentrum Paula Panke gekommen, um der gebürtigen Mecklenburgerin zu lauschen und mehr über Leben und Wirken einer Frau zu erfahren, deren Name in Kuba jeder und jedem Erwachsenen ein Begriff sein dürfte. Eine Vorstellung über ihre Verdienste und die Widerstände, denen sie sich gegenüber sah, vermittelte zunächst der Dokumentarfilm »La reina del condón« (Die Königin des Kondoms, Schweiz 2007, R: Silvana Ceschi und Reto Stamm).

Monika Krause, geboren 1941 in Schwaan, ist in Rostock aufgewachsen. Als Jesús Jiménez in Warnemünde das neue Frachtschiff »Sierra Maestra« abholt, verliebt sich die Lateinamerikanistikstudentin in den damals jüngsten Kapitän der Welt. Kurz entschlossen heiraten die beiden und gehen 1961 zusammen nach Kuba. »Voller Illusionen« sei sie gewesen, sagt sie heute, und neben Wehmut schwingt auch eine Spur von Bitterkeit in ihrer Stimme mit. Am »Werk der Revolution« habe sie mitwirken wollen.

Auf der Insel findet sich Monika Krause in einer »Hochburg des Machismo« wieder. Das Wort »Kondom« ist noch tabu, es auszusprechen ein Verstoß gegen die Moral. Verhütung ist Angelegenheit der Frauen, sexuelle Befriedigung ein Privileg der Männer. »Ich möchte eine, die neu ist«, sagt einer von ihnen in einer Fernsehaufnahme aus den 70er Jahren. Ein anderer: »Wir Kubaner haben jeden Tag Sex, die Europäer nur einmal im Monat.« Mit ihren kurzen Haaren und den Khakihosen entspricht die emanzipierte Deutsche nicht den Vorstellungen der kubanischen Männer.

»Für die Kubaner war ich eine Karikatur«, berichtet sie. Ebenso für einige Frauen – Krauses Schwiegermutter ist sichtlich enttäuscht über die Liebste ihres Sohnes.
Dennoch sieht für sie zunächst alles rosig aus. Sie verkehrt im einflußreichen Bekanntenkreis ihres Mannes. Vilma Espín, Raúl Castros Ehefrau und Präsidentin der Kubanischen Frauenföderation (FMC), wird auf die junge Frau aufmerksam. Nach zweijähriger Babypause beginnt Krause in der FMC als Dolmetscherin zu arbeiten.

Die First Lady Kubas ernennt sie sogar zur Leiterin der Europaabteilung, Ende der 70er Jahre macht sie sie schließlich zur Leiterin des Nationalen Zentrums für Sexualerziehung. Von dieser Institution gehen die ganze Insel erfassende umwälzende Maßnahmen aus (siehe dazu auch jW-Beitrag zum Tode Vilma Espíns am 29.6.2007). Krause entwickelt ein komplexes Programm der Sexualerziehung, -beratung, -therapie und Familienplanung. Darin einbezogen sind Mediziner, Pädagogen, Psychologen, Soziologen, Juristen und Journalisten. Sie engagiert sich für die Gleichberechtigung, für reproduktive Rechte und Gesundheit der Frau und in besonderem Maße für die sexuelle Aufklärung von Jugendlichen.

Sie schreibt Artikel, lehrt an Universitäten, beantwortet in einer wöchentlichen Radiosendung Fragen und macht eine Fernsehserie zum Thema Sex. Krause wird zu einer Institution, von vielen geliebt, von ebensovielen gehaßt. Sie bringt die kubanische Machowelt gegen sich auf, wird ständig bedroht. Ihre Demonstration des Gebrauchs von Kondomen in einer Fernsehsendung bringt ihr schließlich den Namen »La reina del condón« ein – als Schmähung gedacht, trägt sie ihn seither als »Ehrentitel«.
Die Situation spitzt sich für sie zu, als sie im Interview mit der Studentenzeitung Alma Mater die Diskriminierung von Homosexuellen anprangert – trotz Weisung »von oben«, über dieses Thema nicht öffentlich zu reden.

Zu ihrer eigenen Überraschung wird das Interview publiziert. Zwar wird sie zurechtgewiesen, doch findet nun endlich eine öffentliche Diskussion über Homosexualität statt. Im Auftrag Fidel Castros erstellt sie ein Positionspapier, woraufhin die Regierung anordnet, die Bevölkerung aufzuklären, und die Diskriminierung Homosexueller verurteilt. Monika Krause-Fuchs fühlt sich dennoch nicht mehr sicher und fragt sich, wie lange Vilma Espín sie noch schützen könne. Ende 1990 verläßt sie mit ihren beiden Söhnen Kuba und geht in ein ihr fremdes, größeres Deutschland zurück. Auch ihre Ehe ist nach 27 Jahren kaputt.

Nach dem Film saß Monika Krause-Fuchs einem von ihrer Stärke und Energie beeindruckten Publikum gegenüber. Lebhaft und mit fast theatralischer Gestik berichtete die zierliche Frau nun von ihrer Arbeit in Kuba und plauderte aus dem Nähkästchen: Das Interview in der Alma Mater etwa habe nur erscheinen können, weil die zuständige Zensurabteilung in den Ferien war. Und Vilma Espín habe sie zwar in ihrem Engagement für die Rechte von Schwulen unterstützt, eine lesbische Kollegin aber für unhaltbar gehalten. Ein wenig verlor sich die 69jährige in Details, so daß am Ende kaum noch Zeit für Fragen aus dem Publikum blieb.

junge Welt Katja Klüßendorf
Junge Welt, 08.10.2010








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