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Iberoamerikagipfel in Argentinien wurde zum Tribunal gegen USA
Mar del Plata. Das XX. Iberoamerikanische Gipfeltreffen, das am Sonnabend im argentinischen Mar del Plata zu Ende ging, stand wie viele internationale Konferenzen derzeit unter dem Eindruck der Veröffentlichung von US-Geheimdokumenten durch die Internetplattform Wikileaks. Darin hatte die US-Administration ihre Diplomaten in Buenos Aires unter anderem aufgefordert, Berichte über den »Geisteszustand« der argentinischen Präsidentin Cristina Fernández, der Gastgeberin des Treffens, einzureichen. Kubas Außenminister Bruno Rodríguez präsentierte in Mar del Plata zwei von Wikileaks enthüllte Depeschen, aus denen hervorgeht, wie Washington und die US-Interessenvertretung in Havanna versuchen, den Einsatz kubanischer Ärzte in anderen Ländern zu behindern. Auch Venezuelas Außenminister Nicolás Maduro warf den USA unter Berufung auf die Wikileaks-Dokumente vor, durch Spionage und politische Intrigen permanent die Rechte anderer Länder zu verletzen.
Die versammelten Vertreter aller Länder Lateinamerikas und der Karibik sowie Portugals und Spaniens verurteilten Washingtons Blockade gegen Kuba und forderten, den in den USA lebenden Verantwortlichen für den Bombenanschlag auf ein kubanisches Verkehrsflugzeug im Jahr 1976 an Venezuela auszuliefern oder ihm den Prozeß zu machen. Es dürfe nicht sein, daß Unterstützer oder Ausführende terroristischer Attentate Asyl genießen könnten, so die Staatschefs. (PL/jW)
André Scheer
Junge Welt, 06.12.2010
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