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"Ich habe keinen Antiamerikanismus erlebt"


US-Delegation bei den Weltfestspielen solidarisierte sich mit den "Cuban Five". Gespräch mit Jordan Farrar

Jordan Ferrar ist Delegationsleiter der US-Amerikaner bei den Weltjugendfestspielen in Tshwane, Südafrika. Der 27jährige aus Baltimore, Maryland, ist Mitglied der Kommunistischen Jugendliga (YCL) der USA.

Wie fühlt es sich an, wenn das eigene Land immer wieder als Haupttäter imperialistischer Verbrechen an den Pranger gestellt wird, wie dies auch hier bei den Weltjugendfestspielen in Südafrika der Fall war?

Für mich ist es das erste Mal, daß ich aus den USA herauskomme. Zu Hause sehe ich mich normalerweise zuerst als Kommunist, aber hier habe ich gemerkt, wie sehr ich Amerikaner und wie stolz ich auch darauf bin. Ich habe hier überhaupt keinen Antiamerikanismus erlebt. Uns werden die Sachen vorgeworfen, die wir ja auch begangen haben. Aber die Menschen beklagen sich über die Taten und nicht über unser Volk an sich. Den Irak-Krieg zum Beispiel prangere ich ja auch an.

Was waren Ihre Hauptziele bei den Weltjugendfestspielen in Südafrika?

Vor allem ging es uns darum, der Welt zu zeigen, daß das US-amerikanische Volk nicht so ist, wie es in den Medien porträtiert wird, und daß wir solidarisch an der Seite von Ländern wie Irak, Korea und natürlich Kuba stehen, gegen die sich der US-Imperialismus richtet. Uns geht es aber auch darum, den Menschen in den USA zu zeigen, daß die Welt mit uns solidarisch sein würde, wenn unsere Politik die richtige wäre. Wir wollen ihnen zeigen, wie warm wir sogar von Menschen aus Ländern willkommen geheißen wurden, die von unseren Truppen besetzt wurden.

Wie sehen Sie die Rolle, die die USA seit dem Wechsel zur Regierung Obama in der Welt spielt?

Innenpolitisch haben wir schon einige Enttäuschungen hinnehmen müssen. Wir stecken noch in den beiden Kriegen im Irak und in Afghanistan und haben neulich eine 700 Milliarden Dollar schwere Steuererleichterung für Millionäre und Milliardäre erlebt.
Der Druck muß von unten kommen, weil wir gelernt haben, daß wir unseren Politikern nicht die Führung anvertrauen können. Es ist das Volk selbst, das vorangehen muß, und in vielen Bundesstaaten funktioniert das immer besser. Aber die Menschen in den USA sind Anfänger, wenn es um politische Theorie geht, und deswegen hat der rechte Flügel sie lange an der Nase herumgeführt. Kommunismus ist immer noch ein Schlagwort, das in den USA viele Menschen verängstigt. Aber alles, was wir brauchen, ist Zeit, denn die Jugend in unserem Land akzeptiert Sozialismus und Kommunismus. Laut einer Umfrage glauben mehr als 50 Prozent der unter 30jährigen US-Amerikaner, daß der Sozialismus eine realisierbare Alternative zum Kapitalismus ist.

Den positiven Entwicklungen steht ein Fall gegenüber, der der »Cuban Five«. Welche Rolle spielen die fünf in US-Gefängnissen inhaftierten Kubaner für Sie?

Sowohl in der YCL als auch in der Kommunistischen Partei der USA (CPUSA) ist das ein großes Thema, denn die Kubaner sind politisch wie geographisch unsere nächsten Verbündeten. In unserer Zeitung People’s World berichten wir regelmäßig darüber, was mit den Cuban Five passiert.

Was wird ihnen offiziell vorgeworfen?

Im Grunde haben sie als Agenten gehandelt, um terroristische Attacken auf Kuba zu verhindern. Aber es ist nicht einmal die Geheimdienstarbeit an sich, die ihnen vorgeworfen wird, sondern daß sie diese nicht beim US-amerikanischen Staat angemeldet hatten.

Unter welchen Bedingungen sind sie inhaftiert?

Sie werden wie Hunde behandelt. Ihnen wurde selbst das Nötigste verweigert, wie zum Beispiel menschlicher Kontakt und in einem Fall sogar Licht in der Zelle. Wir verlangen von den Behörden, daß sie die Cuban Five freilassen, weil sie den Terrorismus bekämpfen.

junge Welt Christian Selz
Junge Welt, 22.12.2010







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